Ontogenese und Morphologie der Sphingiden-Zeichnung. 45
salstreif, der die sonst vollkommen entwickelten Ringflecken ver¬
band; im fünften Stadium der Ontogenese spurlos verschwand.
Solche Raupen aber, welche im erwachsenen Zustand der
sechsten phyletischen Stufe angehören, zeigen nicht selten mehr
oder weniger entwickelt die Charaktere der fünften Stufe; so
z. B. D. Vespertilio.
III. Die Gattung Smerintlius.
Die Smerintkus-Raupen sehen sich sehr ähnlich und besitzen
alle eine sehr einfache Zeichnung. Dies schliesst schon das Vor¬
kommen zahlreicher Entwicklungsstufen dieser Zeichnung aus, so
dass in dieser Richtung das Studium der Ontogenese geringere Auf¬
schlüsse über die phyletisehe Entwicklung der Gattung in Aussicht
stellt, als bei den vorhergehenden Gattungen. Dennoch trägt auch
hier dasselbe nicht uninteressante Früchte und für die Erforschung
der Ursachen, welche die Raupenzeichnungen hervorrufen, sind
die hier erhaltenen Thatsachen sogar werthvoller.
Ich beginne auch hier mit der Darstellung der Entwick¬
lungsgeschichte. Befruchtete Eier zu erhalten gelingt bei allen
mir bekannten Smerinthus-Arten sehr leicht. Begattete Weib¬
chen legen auch in Gefangenschaft Eier in Menge ab und auch ge¬
zogene Weibchen kann man bei den häufigeren Arten leicht dadurch
zur Begattung bringen, dass man sie an passendem Orte ins Freie
setzt, an einer Nadel befestigt. Ein Männchen stellt sich dann bald
ein und die Begattung erfolgt so regelrecht, wie bei einem nicht
fixirten Thier.
1. Smerinthus Tiliae.
Die hellgrünen Eier sind nahezu kuglig. Sie entlassen nach
14 Tagen (Anfang Juli) die hellgrünen Räupchen, welche sich
durch ihr enorm langes Schwanzhorn (fast von halber Körperlänge !)
auszeichnen, Auch dieses ist zuerst hellgrün, wird aber schon nach
einer Stunde dunkelviolet. Spuren irgend einer Zeichnung lassen
sich in diesem Stadium nicht erkennen.
Sobald die Räupchen ausgeschlüpft sind, fangen sie an, die