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Ontogenese und Morphologie der Sphingiden-Zeichnung.
wickelt vorhanden, ebenso bei Vespertilio, während sie bei
Euphorbiae nur im zweiten Stadium und auch da nur als An¬
deutung erhalten ist.
In der That verhält sich nun die Sache so. Unter mehreren
Hundert erwachsenen Raupen von D a h 1 i i, welche Herr Dr. Stau-
dinger in Sardinien sammelte, befanden sich einige, welche
zwar nicht eine deutliche Subdorsallinie, wohl aber an Stelle der¬
selben einen schwachen Lichtstreif als letzte Andeutung desselben
besassen. Eine der Raupen der Stau ding er’sehen Sammlung
besitzt sogar eine deutliche Längslinie zwischen den geschlossenen
Augenflecken. Bei Vespertilio kommt das Auftreten der Längs¬
linie im letzten Stadium noch häufiger vor, während es bei Eu¬
phorbiae äusserst selten ist und auch dann nur als schwache
Andeutung erscheint. So bei einem als »Aberration« bezeichneten
Exemplar des Hübner’schen Werkes und bei einem der Stau¬
ding er’schen Sammlung.
Von Nicaea habe ich höchstens acht Exemplare gesehen,
keines von ihnen besass eine Andeutung der längst geschwundenen
Subdorsalstreifen.
Es muss aber auch erwartet werden, dass irgend ein Stadium
am leichtesten auf die pliyletische Stufe des vorher¬
gehenden Stadiums zurückschlägt, dass somit am häu¬
figsten solche Charaktere durch Rückschlag ent¬
stehen, welche im vorhergehenden Stadium noch
vorhanden waren.
Auch dieses Postulat der Theorie findet in den Thatsachen
seine Bestätigung. Raupen, welche ausgewachsen dem sieben¬
ten phyleti sehen Stadium angehören, wie z.B. D. Euphorbiae,
zeigen nicht ganz selten Variationen die dem sechsten Stadium
entsprechen, d. h. statt zwei Reihen von Ringflecken deren nur
eine und zwar nur die obere, zuerst auftretende. Dagegen
kommen Rückschlagsformen auf das fünfte phyletische Stadium
(Ringflecken mit verbindendem Subdorsalstreif) nur äusserst sel¬
ten vor.
Mir sind solche bei ausgewachsenen lebenden Raupen
von D. Euphorbiae niemals vorgekommen, wohl aber in einem
Fall bei einer Raupe im vorletzten (vierten) Stadium der Ontoge¬
nese, wo aber der auffallenderweise dunkle, bräunliche Subdor-