Ueber die Umwandlung des mexikan. Axolotl in ein Amblystoma. 255
mir dieser Gesichtspunkt noch fern, und so habe ich versäumt die
künstlich erzeugten Rückschlagsformen auf die Entwicklung ihrer
Generationsorgane zu untersuchen. Aber auch allgemeine Erwä¬
gungen führen zu der Vermuthung, dass atavistische Formen leicht
steril bleiben können.
Darwin*) findet die nächsten Ursachen der Sterilität einmal
in der Einwirkung weit abweichender Lebensverhältnisse, und
zweitens in der Kreuzung von Individuen mit weit abweichender
Constitution. Abweichende Lebensverhältnisse sind es nun aller¬
dings, welche die Metamorphose des Axolotl einleiten und von die¬
sem Gesichtspunkt aus würde es nicht überraschen können, wenn
wir diejenigen Individuen steril finden, welche durch diese verän¬
derten Lebensbedingungen grade dadurch als besonders betroffen
sich erweisen, dass sie in die Salamanderform Zurückschlagen.
Damit ist noch keineswegs gesagt, dass Rückschlag immer
und ausnahmslos von Sterilität begleitet wird und man kann
meiner Deutung der Axolotl-Metamorphose nicht einwerfen, dass
durch Rückschlag niemals eine fortpflanzungsfähige Kolonie des
Axolotl habe entstehen können. Im Gegentheil beweisen die Eier-
ablegenden weiblichen Tritonen-Larven Jullien’s gradezu, dass
auch beim Rückschlag die Fähigkeit zur Fortpflanzung vollständig
erhalten bleiben kann**). Aus den erwähnten allgemeinen Ursachen
der Sterilität lässt sich aber sogar ableiten, dass dabei die Frucht¬
barkeit inverschiednem Grade verloren gehen kann und wei¬
ter lässt sich bis zu einem gewissen Punkt verstehen, warum die¬
selbe beim Rückschlag in die Amblystoma-Form vollständiger
verloren geht, als beim Rückschlag des Triton in die Perennibran-
chiaten-Form.
Wenn nämlich in diesen Fällen der Rückschlag durch Verän¬
derung der Lebensbedingungen hervorgerufen wird, so darf man
*) Origin of Species.. 5th Edition, p. 325.
**) Auch bei Pflanzen zeigen Rückschlagsformen Sterilität in verschied-
nem Grade; Herr Darwin macht mich auf die Thatsache aufmerksam, dass
die pelorischen (symmetrischen) Blüthen, welche als atavistische Formen ge¬
legentlieh bei Corydalis solida Vorkommen, zwar theilweise steril sind,
theilweise aber fruchtbar. Dass bei andern Sterilitäts-Ursachen, vor Allem fl ei
Bastardirungen die Fortpflanzungsfähigkeit in den allerverschieden¬
sten Graden verloren geht, ist schon seit den berühmten Beobachtungen von
Kölreuter und Gärtner bekannt.