Einleitung.
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sich vollständig decken und man würde einen groben Fehlschluss
thun, wollte man aus der parallelen phyletischen Entwicklung bei¬
der Stadien auf die Existenz einer innern phyletischen Kraft
schiessen, während es doch nur die bekannte Correlation wäre,
welche die Gleichheit der Entwicklungsbahn vorschreibt.
Es muss deshalb vor Allem zuerst festgestellt werden, dass
Raupe und Schmetterling sich in ihrer Form nicht gegenseitig
bestimmen, und der ganze erste Abschnitt muss deshalb dem Be¬
weise gewidmet sein, dassbeideSt a diensich unabhängig
voneinander verändern. Es werden sich dabei Rückschlüsse
auf die verändernden Ursachen ergeben, die der späteren Unter¬
suchung Uber Vorhandensein oder Abwesenheit einer vollständigen
Congruenz des beiderseitigen morphologischen Systems noch von
einer andern Seite her zu Hülfe kommen werden. Die beiden Fra¬
gen, deren Beantwortung nacheinander versucht werden soll,
sind keineswegs identisch, wenn sie sich auch nahe berühren, denn
es wäre ja ganz wohl denkbar, dass die erste dahin beantwortet
würde, dass keine oder nur eine äusserst geringe form¬
bestimmende Correlation zwischen Raupe und Schmetterling be¬
stände , ohne dass damit nun schon entschieden wäre, ob die phy-
letische Entwicklung beider Stadien eine gl ei chm äs si ge ge¬
wesen ist, oder nicht. Eine völlige Congruenz der morphologischen
Verwandtschaft könnte demungeachtet stattfinden, sobald die
Transmutationen nicht von äussern Anregungen, sondern von einer
innern Triebkraft ausgingen. Es muss also auf die Frage: be¬
steht eine formbestimmende Correlation zwischen
beiden Stadien noch die andere folgen: decken sich die
Formverwandtschaften beider Stadien, oder decken
sie sich nicht, ist ihre phyletische Entwicklung eine
gleickmässige gewesen, oder nicht? .
lo*