78
den war, nicht etwa wieder zu dieser zurückkehrt, das be¬
weisen die Erfahrungen an Pflanzen. Die Botaniker (l) ver¬
sichern uns, « dass Culturracen die verwildert und also unter
die früheren Lebensbedingungen zurückgekehrt sind, nicht
in die ursprüngliche wilde Form, sondern in irgend eine
neue sich umwandeln ».
Ein zweiter Punkt, der mir vom Saison-Dimorphismus aus,
Licht zu erhalten scheint ist die Entstehung von Va¬
riabilität.
Es wurde hervorgehoben dass die secundären Formen zum
grossen Theil bedeutend variabler sind, als die primären.
Rührt dies davon her, dass der gleiche äussere Einfluss die
verschiednen Individuen einer Art zu verschiedenarti¬
gen Abänderungen veranlasst, oder ändern alle Indi¬
viduen in der gleichen Richtung ab, und entsteht das Bild
der Variabilität nur durch das ungleiche Tempo in
welchem die einzelnen Individuen auf den äussern Reiz rea-
giren?
Ohne Zweifel ist das Letztere der Fall. Es geht dies schon
aus den Unterschieden hervor, wmlche sich zwischen den
verschiednen Individuen einer secundären Form zeigen. Sie
sind immer nur Unterschiede des Grades nicht
der Art (Qualität). So vielleicht am deutlichsten bei der so
sehr variabeln Vanessa Prorsa (Sommerform), wo alle vor¬
kommenden Variationen sich nur durch geringere oder grös¬
sere Entfernung von der Levana-Zeichnung unterscheiden,
wie zugleich durch grössere oder geringere Annäherung an
die reine Prorsa-Zeichnung, niemals aber Abänderungen Vor¬
kommen, die nach einer ganz andern Richtung hinauszielten.
Es geht dies aber weiter auch daraus hervor, dass — wie
oben bereits angeführt wurde — verwandte Arten und Gat¬
tungen, ja selbst ganze Familien (die Pieriden) auf den glei-
(!) Nägeli, Entstehung und Begriff der naturhistorischen Art, München
1865. s. 25. Der Verfasser verwerthet a. a. 0. diesebeigebrachte Thatsache in
ganz entgegengesetztem Sinne, aber offenbar mit Unrecht.