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gewölbten Seite dem Lichte zuzuwenden. Die
sphärische Abweichung ist viel geringer und
die Bildschärfe im letzten Versuch viel besser
als zuvor.
223. Wieviel mm beträgt der Unterschied
in den Vereinigungsweiten der Rand- und
Mittenstrahlen bei beiden Linsenstellungen?
Mit Rücksicht- auf die sph arische Abweichung
wählen wir immer die günstigere Stellung und
geben den plankonvexen Linsen den Vorzug
vor bikonvexen. Ganz läßt sich der Fehler
nur durch Hinzufügen einer berechneten Zer¬
streuungslinse beheben. Es kann dies dieselbe
sein, die zur Aufhebung des Farbenfehlers
sowieso nötig ist.
224. Ziemlich gründlich wird der Fehler
auch beseitigt, wenn man die störenden Rand¬
strahlen von der Mitarbeit bei der Bild¬
erzeugung einfach ausschließt, indem die
Blende B vor die Linse gesetzt wird. Das von
den Mittelstrahlen allein entworfene Bild ist
dann viel schärfer, aber leider viel weniger
hell. Man vergleiche die Bildschärfe der nicht
abgeblendeten und der abgeblendeten Linse am
Bild der Lampe und auch einer Landschaft.
Billige Photoapparate, auch der unsrige in V.
71 müssen 'ihre Linsen stark abblenden, kön¬
nen aber dann keine kurzen Momentaufnahmen
mehr machen.
Die Beseitigung der beiden obigen Fehler,
die durch Zusammensetzung einer Sammel¬
linse aus gewöhnlichem Glas mit einer Zer¬
streuungslinse aus Flintglas geschieht, macht
die Linsen für Fernrohre und Mikroskope gut
brauchbar, weil in diesen das Bildfeld nur
klein, etwa so groß wie die Linse zu sein
braucht. Bei den photographischen Apparaten
verlangt man aber ein Bild, das auf eine die
Linse mehrmals an Größe übertreffende Platte
geworfen werden soll, ln diesem Falle zeigen
sich neue störende Erscheinungen.
225. Während bisher alle Strahlen nahezu
parallel der Achse durch die Linse traten,
läßt es sich nicht vermeiden, daß die Strah¬
len, die in die Ecken der
photographischen Platte
gelangen sollen, schief
durch die Linse laufen.
Sie kommen dabei auch
von einem Gegenstand
her, der stark abseits von
der „Blickrichtung” des
Photo - Apparates steht.
Uni den Verlauf solcher schiefer Büschel zu
studieren, können wir am besten die Strah¬
len eines fernen punktförmigen Lichtes (Stra¬
ßenlampe) durch die Linse treten lassen und
sein Bild auf der Mattscheibe auffangen. Die
Anordnung zeigt Abb. 60, 61. Die Linse O
ist auf die Kreisteilscheibe aufgesetzt und kann
mit ihr von 10° zu 10° gedreht werden, damit
die Strahlen schief hindurch treten. Das Ganze
wird nach der Straßen lampe gerichtet und die
Mattscheibe verschoben, bis der Lichtpunkt
wirklich als Punkt abgebildet wird. Wegen
der sphärischen Abweichung blenden wir von
vornherein mit Blende E ab. Bei rechtwink¬
ligem Durchgang war der Punkt leicht scharf
zu bekommen. Nach der Drehung stellt er
sich aber nie mehr als Punkt, sondern bei zu
naher Stellung der
Mattscheibe als wag¬
rechter Strich, bei
etwas zu großem
Abstand aber als
senkrechter Strich
dar. Jeder der bei¬
den Striche ist in
einem bestimmten
Abstand scharf ge¬
zeichnet, aber nie sehen wir einen Punkt.
Eine Linse vermag einen seitwärts der Achse
stehenden Punkt nicht als solchen, sondern
nur verzerrt abzubilden, sie hat den Fehler
der „Punktlosigkeit” oder Astigmatis-
m u s.
226. Der Astigmatismus bewirkt, daß auf
der Mattscheibe eines nur mit einfacher Linse
versehenen Photographenapparates alle gegen
den Rand des Bildes gelegenen Punkte zu kur¬
zen Strichen verzerrt sind. Wir suchen auf
Amateurbildern nach solchen.
227. Wenn wir für den Versuch die Linse
L benutzen, müssen wir mit B abblenden. Die
Striche sind nun kleiner und weniger leicht
zu sehen.
228. Abblendung hat den Fehler nicht ver¬
hindert. Wenn die schiefen Mittenstrahlen so
schlecht arbeiten, können wir von den Rand¬
strahlen noch weniger Gutes erwarten. Wir
bekleben also wieder die Mitte der Linse mit
dem kreisrunden Papier und untersuchen, wie
die Randstrahlen den fernen Lichtpunkt ab¬
bilden, wenn die Linse verdreht wird. Statt