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lieh vorhin schon beobachteten leicht gefärbt
erscheinenden Ränder des Bildes infolge der
gesteigerten farbigen Abweichung nicht mehr
scharf eingestellt werden könnten. Nur die
Verwendung zusammengesetzter Mikroskopob¬
jektive (Abb. 31), die aus 6—8 Linsen ver¬
schiedener Glasarten gebildet werden, geben
farbenfreie Linien und ermöglichen stärkere
Vergrößerung mit gleichzeitiger Vermehrung
der sichtbaren Einzelheiten. Die zusammen¬
gesetzten Objektive machen die Mikroskope so
teuer. Die Okulare dagegen sind meist nur aus
zwei Linsen zusammengesetzt wie das unsrige.
103. Dankbare Beobachtungsobjekte für un¬
ser Mikroskop sind die Fasern der verschie¬
denen Gewebearten, wie Wolle, Baumwolle,
Haare, ferner die Mehl- und Stärkesorten,
Kleinlebewesen aus faulem Wasser, Schuppen
von Schmetterlingsflügeln, Füße, Flügel und
Fühler von Insekten, ganze Kleininsekten z. B.
Flöhe, Läuse usw., zum Teil auch durch¬
scheinend dünn geschnittene Pflanzenteile.
Fernrohre.
Die wunderbare Welt des sonst unsichtbar
Kleinen ist durch das Miskroskop erschlossen
worden. Anderseits ist die Welt des unfaßbar
Großen und Fernen durch ähnliche optische
Instrumente näher gerückt und beobachtbar
geworden. Hiezu dienen die Fe r n r o h re mit
Linsensystemen oder die Teleskope mit
Hohlspiegeln.
104. Ein entfernter Gegenstand erscheint
uns so klein, daß wir ihn nicht mehr genau zu
erkennen vermögen. Wir möchten sein Bild
vergrößern, um ihn mit mehr Einzelheiten zu
sehen. Vergrößerte Bilder ergeben sich mittels
Linsen nur nach dem dritten und fünften Lin¬
sengesetz (V. 64, 66). Das erstere setzt aber
voraus, daß der zu vergrößernde Gegenstand
zwischen einfacher und doppelter Linsenbrenn¬
weite stehe, beim fünften Gesetz muß er sich
sogar innerhalb der einfachen Brennweite be¬
finden. Beides ist nicht möglich, denn die
Brennweiten der Linsen messen nach wenigen
Zentimetern, die Entfernung des zu betrach¬
tenden fernen Gegenstandes beträgt 100 m
und mehr. Weil also der betrachtete Gegen¬
stand nicht in unserm Handbereich ist, helfen
wir uns gemäß folgender Ueberlegung:
Wir photographieren den fernen Gegenstand
und haben dann sein Bild, mit dem wir machen
können was uns beliebt. Das Bild entsteht
nach dem ersten Bildgesetz (V. 62) und ist
also verkleinert. Niemand kann uns aber hin¬
dern, dieses verkleinerte Bild nun mit der Lupe
zu betrachten und somit zu vergrößern. Wenn
die Lupe nun stärker vergrößert, als das Bild
durch die Aufnahme verkleinert wurde, so
sehen wir den Gegenstand offenbar größer
als bei unmittelbarer Betrachtung aus der
Ferne. Es ist nicht einmal nötig, zu photo¬
graphieren. Es genügt, das Bild des fernen
Gegenstandes auf der Mattscheibe zu haben
und dieses Mattscheibenbild mit der auf Brenn¬
weite genäherten Lupe zu betrachten. Wir
brauchen also ein möglichst wenig verkleiner¬
tes Mattscheibenbild und eine möglichst stark
vergrößernde Lupe.
Astronomisches Fernrohr.
105. Aus früheren Versuchen (V. 69) wissen
wir, daß die kurzbrennweitigen Linsen (M)
die besten Lupen sind und haben nur noch
festzustellen, ob die flache Linse O (33 cm
Brennweite) oder eine Linse L (81/4 cm Brenn¬
weite) auf der Mattscheibe das größere Bild
entwerfen. Hiezu stellt man die Mattscheibe
5 cm vom hintern Rand des langen Kastens
auf, verschiebt davor die Linse L, bis ein
deutliches Bild z. B. eines nicht zu fernen
Turmes entsteht, und schätzt, wieviel mm
hoch das Bild des Turmes wird. Nachher setzt
man statt L die flache Linse O nahe dem an¬
dern Ende ein, verdunkelt den mittleren Teil
des Rohres mit dem langen Deckel und schätzt
wiederum die Höhe des Turmes auf der Matt¬
scheibe.
106. Das Ergebnis ist so, daß wir das Bild
von der langbrennweitigen Linse O auf der
Mattscheibe entwerfen lassen, um es dann
Hbb. 32.
durch die 3 cm hinter die Mattscheibe gesetzte
Lupe M (samt Holzfassung) zu betrachten
(Abb. 32).
107. Die Lupe vergrößert auch das Korn der
Mattscheibe; darum nehmen wir sie heraus
und betrachten das jetzt nicht mehr sichtbare,
in der Luft schwebende Bild wie vorhin durch
die Lupe. Nun richten wir unser Fernrohr auf
andere Gegenstände, nachdem wir mit den
Deckeln verdunkelt haben. Durch kleine Ver¬
schiebungen der vorderen Objektivlinse O
stellen wir das Bild jeweils deutlich ein.
108. Wie beim Mikroskop macht die Be¬
obachtung an unserem Fernrohr etwas Mühe,