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J. GAD und GOLDSCHEIDER
Die Unterschiede der Steilheit sind bei den geringen Werthen der
Zeitdauer so unbedeutend, dass ihre Untersuchung auf andere Weise er¬
folgen musste. Zuvörderst mögen aber die Ergebnisse bei schwacher
Reizung besprochen werden. Bei der Vornahme dieser Prüfungen wurde
die Berührung so vorgenommen, dass die Nadel — es handelt sich jetzt
um die zuerst beschriebene Vorrichtung — möglichst gleichmässig gegen
die Haut gedrückt, die Tiefe des Eindrucks aber variirt wurde. Dem¬
gemäss unterschieden sich die Curven bezüglich der Steilheit sehr wenig,
wohl aber bezüglich der höchsten Ordinatenwerthe, jedoch so, dass es
sich immer um schwache Eindrücke handelte; erst bei den zuletzt auf¬
geführten Berührungen von 7—8 mm Hôhè des Hebelausschlages kann
man von einem massigen Tasteindruck sprechen. Die Ergebnisse sind
hier nach der Grösse des Ausschlages zusammengestellt:
Höchste Ordinate der Curve. Zeit-Intervall.
3.5 mm........ 900 ff (im Mittel)
4.0 ,........ 900 ff ( „ , )
5.0 „........ 940 o'. ( „ * )
5.5 1040 o ( „ . )
6.0 „ ........ 960ff(„ „ )
7.0 „........ 980 ff ( „ , )
7.5 890 ff ( ,, * )
8.0 760 ff ( „ . )
Das Zeitintervall, welches wieder vom Ende der Reizung an ge¬
rechnet wurde, hatte also hierbei dieselben Werthe, wie oben. Die
mittlere Dauer der Reizung jedoch war grösser, betrug nämlich 290 ff
(oben 110—120 ff). Wir stossen somit hier auf eine analoge Erscheinung
wie bei den electrischen Reizen, dass nämlich die Verlängerung der Reiz¬
dauer, ohne Ueberschreitung des Auslösungswerthes, nichts wesentliches
am Zeitintervall ändert. Die feineren Unterschiede in der Stärke der
Berührung waren wiederum ohne jeden nachweisbaren Einfluss auf die
Intervallzeit. Nur bei 8 mm Ausschlag zeigte sich eine Verkürzung
derselben.
Nunmehr wurden Untersuchungsreihen angestellt, um den Einfluss
der Steilheit der Reize zu prüfen. Dies geschah gleichfalls mit der
erst beschriebenen leicht beweglichen Vorrichtung. Die Nadel wurde
vorsichtig und langsam, bald mehr, bald weniger, an die Haut ange¬
drückt, während das Abheben ziemlich schnell geschah; der abfallende
Theil der Curve war daher meist mässig steil. Schwankungen in der
Höhe der Curven konnten natürlich nicht vermieden werden.
Es zeigte sich nun, dass, wenn man das Zeitintervall bis zum Auf¬
treten der secundären Empfindung vom Beginn der Reizung an rechnet,
dasselbe bei steileren Reizen viel kürzer ist als bei flach an¬
steigenden. Dies kann auch nur wieder so aufgefasst werden, dass der