Arten der Komik.
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Beleuchtung zn Teil werden lässt, die der Bedeutsamkeit des
Grossen entspricht, von ihm aber natnrgemäss nicht beansprucht
werden kann. In gleicher Weise können wir uns komisch
angemutet fühlen, wenn auf Tonmassen, die in feierlich erha¬
benem Schritt an uns vorüberzogen, leichte und in leichtem
Rythmus dahinfliessende Töne folgen und in mancherlei analogen
Fällen.
Freilich kommt nun schon hierbei zur Aehnlichkeit notwen¬
dig eine gewisse räumliche oder zeitliche Beziehung. Ohne die
kann eben die Aehnlichkeit nicht wirksam werden. Umgekehrt
wird Aehnlichkeit oder Vergleichbarkeit den Erfolg wesentlich
verstärken können in Fällen, wo zunächst das räumliche oder
zeitliche Verhältniss als dasjenige erscheint, was ihn herbeiführt.
Nicht zur Sache gehörige Töne, Niessen, Stuhlrücken, werden
leichter komisch wirken, wenn wir auf Töne gespannt sind, in
der erwartungsvollen Gesangs-, Orchester-, Declamationspause etwa,
leichter, als wenn nur unserem Auge Bedeutungsvolles bevorsteht.
Die Erwartung, die von Tönen herkommt und auf Töne gerichtet
ist, kann sich in die Töne leichter entluden, die Töne können
eher, für den Moment, als das Resultat der ganzen Erwartung er¬
scheinen. Dagegen werden sie, wenn die Erwartung auf ein an-
- deres Sinnesgebiet gerichtet ist, leichter überhört. Das Ueberhören,
Uebersehen aber ist das Gegenteil aller Komik.
Trotzdem kann der komische Effekt auch entstehen, wo
a
keine solche Vergleichbarkeit besteht. Ein lautes Wort, das einem
der Zuschauer entfährt, während wir im Schauspielhause sitzen
und auf die Dinge, die kommen sollen, gespannt sind, das zu¬
fällige Fallen irgend eines Gegenstandes, kann den Eindruck des
Komischen auf uns machen, mag die Spannung durch dieses oder
jenes vorangegangene Erlebniss erzeugt sein.
Indessen diese Wirkung steigert sich doch erst zu einiger
Kraft, wenn zn dem zeitlichen oder räumlichen Zusammentreffen
vorher schon bestehende erfahrungsgemässe Beziehungen hinzu¬
kommen. Diese Beziehungen werden aber völlig in keinem Falle
fehlen. Sie werden speziell in den angeführten Beispielen umso
weniger fehlen, je unbestimmter die Erwartung ist. Die Erwartung
ist unbestimmt, d. b. sie geht nach allen möglichen Richtungen,
im Geleise aller möglichen erfabrungsgemässen Beziehungen. Je-
mebr sie dies tut, umso sicherer wird sie auch auf solche Erfah-