Volltext: Grundtatsachen des Seelenlebens

374 Kap. XVI. Die Leistungen der Beziehungen überhaupt. 
Kunst, willkürlich anthropomorphisiren der Tod alles Kunst¬ 
genusses. 
Noch eine Bemerkung schliesse ich an die Erwähnung der 
Architektur. Versetzen wir uns aus dem künstlerisch ausgeführten 
Raum in das einfache Zimmer, in dem wir gewöhnlich weilen, so 
machen wir nicht notwendig zugleich einen Uebergang von grösse¬ 
rem zu geringerem Interesse. Wohl aber erleben wir eine Ver¬ 
änderung des Interesses, ln der Tat ist das Interesse an dem 
Wohnraum der Hauptsache nach ein psychologisch anders gear¬ 
tetes. Zwar hört das Anthropomorphisiren auch dem Zimmer und 
den darin befindlichen Möbeln gegenüber nicht völlig auf. Dazu 
kommt aber die andere Art des Interesses, die durch keine Ana¬ 
logie zwischen uns und den Gegenständen vermittelt, vielmehr in 
direkter Association der Gleichzeitigkeit zwischen den Gegen¬ 
ständen und Beliebigem, was wir mit der Wahrnehmung derselben 
zugleich erlebten oder mit ihnen in Zusammenhang brachten, ihren 
Grund hat. Natürlich werden diese Associationen umso fester, je 
mehr sich Gelegenheit bietet, die Gegenstände unmittelbar in den 
Kreis unseres Erlebens hineinzuziehen, und das darauf beruhende 
Interesse wird zugleich ein umso höheres und eindringlicheres 
sein, von je» bedeutsamerer Art die Erlebnisse sind, in die die 
Gegenstände sich verflochten haben. — Die beiden hier unter¬ 
schiedenen Arten des Interesses sind überhaupt die Arten des auf 
Erfahrungsassociation beruhenden Interesses. 
Der zweite Fall der Wirkung der Gleichzeitigkeitsassocia¬ 
tionen, den ich besonders hervorheben wollte, ist folgender. Aebn- 
lichkeit leitet un6 in der Wahrnehmung von Punkt zu Punkt, lässt 
Complexe oder Reihen von Elementen relativ selbständig her¬ 
vortreten, erzeugt Wahrnehmungsganze. Sie dient, kurz gesagt, 
uns in der Welt des Wahrgenommenen zu orientiren. Eben 
dies vermögen die früherer Erfahrung entstammenden Beziehungen 
oder Associationen. Erst durch ihre orientirende Wirkung vollendet 
sich die Umwandlung des ursprünglichen Chaos von Eindrücken 
in eine verständliche Welt von Objekten. 
Diese Umwandlung vollzieht sich in Stufen. Wir haben aber 
hier einstweilen nur mit den unteren Stufen zu tun. Ausserdem 
betrachten wir, wie überall im Bisherigen, die besonderen räumlichen 
und zeitlichen Formen, in denen die Beziehungen sich uns dar-
	        
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