228 Eap. X. Der VorstellungswetUtreit u. d. Aehnlichkeit d. Vorstellungen.
Reizes bewusst gewordenen von vornherein keinen Empfindungs-
Charakter erwarten. Werden jene, wenn sie kein fortdauernder
Reiz frisch erhält, stumpfer und stumpfer, bis sie von gewöhnlichen
reproductiven Gebilden sich nicht mehr unterscheiden, so müssen
aus gleichem Grunde unsere Schläge von vornherein der Stumpf¬
heit der reproductiven Gebilde sich nähern.
Vielleicht kann man die hier angezogene Gattung von Erleb¬
nissen auch noch in anderer Weise verständlich machen. Dann ist
doch die rückwärts gerichtete Unterstützung des Àehnlichen durch
Aehnliches überhaupt zweifellos. Bringt sie keine Empfindungen
nachträglich zum Bewusstsein, so erhält sie doch solche, die bereits
bewusst geworden sind, im Bewusstsein. Das Auge irrt natur-
gemäs8 auf der mit Linien und Figuren bedeckten Fläche nicht
beliebig die Kreuz und Quer, sondern folgt der gleichgefärbten
Linie, zugleich behauptet sich die zurückgelegte Strecke, während
das Benachbarte schwankt und schwindet, wenigstens in der nach¬
folgenden Erinnerung es sich gefallen lassen muss, beliebigen an¬
dern Gesichtsvorstellungen zu weichen. Ebenso hebt sich, wenn
ich in einem Orchesterwerk meine Aufmerksamkeit einmal auf
. eine bestimmte Klangfarbe gerichtet habe, nicht nur der jedesmal
folgende durch die Klangfarbe ausgezeichnete Ton, sondern eine
kürzere oder längere Reihe solcher Töne aus der Menge der
übrigen heraus. Auch dies geschieht durch Aufbewahrung des
vorher Gehörten durch das folgende Gleichartige. Es entstehen
auf die Weise psychologische Ganze, die wir dann auch mit einem
zusammenfassenden Namen, als Linie, Tonreihe etc. bezeichnen
können. Die Unterstützung des Aehnlichen durch Aehnliches ge¬
winnt damit logische Bedeutung. Jene Zusammenfassung bildet
die erste Stufe der in manchfachen Stufen sich vollziehenden Ent¬
wickelung des „Objektes“. —Von der ästhetischen Bedeutung der
Unterstützung habe ich bereits früher gesprochen. Ich Übergebe
sie darum hier.
Bei allem bisher zur genaueren Formulirung der Unterstützung
des Aehnlichen durch Aehnliches Gesagten haben wir die a und b
oder A und B gewissermaassen isolirt, d. h. sie, abgesehen von den be-
sonderenVerhältnissen und Beziehungen, in welche diese Vorstellungen
zu anderen in der Seele vorhandenen treten können, betrachtet. Der
Vorgang kann sich aber, wenn solche Verhältnisse und Beziehungen
hinzutreten, sehr wesentlich anders gestalten; ja es kann der Er-