212 Kap. X. Der Vorstellung® Wettstreit u. d. Aehnlichkeit d. Vorstellungen.
mal unsere Aufmerksamkeit mehreren einander unmittelbar folgen¬
der Tönen a b c zugewendet, so bedarf es, wenn auch der nächst¬
folgende Ton d in den „Blickpunkt“ der Aufmerksamkeit fallen
soll, nicht des besonderen Anlasses oder Entschlusses, der erfor¬
derlich wäre, wenn die Seele von den a b c auf ein fremdartiges
k ihre Tätigkeit richten, von da wiederum zu den Tönen zurttck-
kehren, hierauf von neuem abschweifen sollte u. s. w. Vielmehr
bleibt die seelische Tätigkeit zunächst und am leichtesten auf dein
Gebiete, auf das sie sich einmal begeben hat.
Jede Art der Aehnlichkeit, die reproducirend wirken kann,
also jede Art der Aehnlichkeit Überhaupt, vermag auch den Ueber-
gang von einer Empfindung zur andern zu erleichtern. Es gehört
dahin die Gleichheit der räumlichen und zeitlichen Verhältnisse,
ebenso wie der sonstigen auf S. 85 ff. besprochenen Vorstellungs¬
beziehungen. Wie die Gleichheit des Rythmus innerhalb einer
Reihe von Elementen, sei es von einfachen Klängen oder Worten,
von Gesichts- oder Tastempfindungen, die Aufmerksamkeit fort¬
leitet, um sie den jedesmal folgenden Elementen gewissermaassen
entgegenzubringen und so ihre Auffassung zu erleichtern, ist nie¬
mand unbekannt Andrerseits weiss man, dass wir es als eine
Zumutung empfinden, wenn ein Rythmus, der eine Zeitlang ge¬
dauert hat, eine plötzliche Abänderung erfährt. Wie aber der Ryth¬
mus, so drängt jede Eigenart des Vorstellungsverlaufes auf ihre
Fortsetzung hin. Das komische Erlebniss macht uns bereit wiederum
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Komisches zu erleben, der langsamere Ablauf gewichtigerer Ein¬
drücke, wie er in der begleitenden ernsten Stimmung sich spiegelt,
macht für weitere Eindrücke von ähnlichem Charakter empfäng¬
lich und nicht ohne Anstrengung gehen wir von dieser Weise des
inneren Geschehens zu einer davon verschiedenen oder ihr ent¬
gegengesetzten über. Es verhält sich in der Hinsicht mit den
Arten des seelischen Geschehens, wie mit dem einmal angeregten
Wellenschläge, der auch noch fortwirkt, wenn das, dem er un¬
mittelbar sein Dasein verdankte, entschwunden ist.
Die Wirkung der Gleichheit kann sich hiebei, wie man leicht
sieht, mehrfach potenziren. Innerhalb einer zusammengesetzten
Vorstellung weist ein Element auf ein ihm gleiches hin oder richtet
die seelische Kraft auf dasselbe ; dieselbe Beziehung knüpft sich
dann wieder zwischen der ganzen zusammengesetzten Vorstellung
und einer andern ebenso zusammengesetzten u. s. w. Es entstehen