168 Kap. Till. Yon der Begrenztheit der seelischen Kraft.
Wahrnehmungsvermögen , auf die beschränkte Wiederbelebbarkeit
der Dispositionen sich zurückführen müssen. Dass im Schlafe die
anf Association beruhende reproductive Tätigkeit des wachen
Lebens ihren Dienst nicht überhaupt eingestellt hat, dies haben
wir schon oben gesehen. Es liefert dafür aber der relativ wirk-
lichkeitsgemässe Zusammenhang, der wenigstens die einzelnen
Traumabschnitte zu beherrschen pflegt, die relative oft über¬
raschende Vernünftigkeit des Traumlebens überhaupt einen weiteren
deutlichen Beweis. Endlich müssen wir eine Wirksamkeit der
Associationen auch den physiologischen Beizen zur Seite gehend
denken, die etwa im Schlafe zu den auch im wachen Leben wir¬
kenden noch besonders hinzukommend gedacht werden müssen.
Mögen immerhin solche besonders geartete, cerebrale oder sonst-
woher kommende Reize zufällig bald da bald dort eingreifen und
spontan einzelne Vorstellungselemente erzeugen, so bleibt es doch
dabei, dass nur unter der Voraussetzung der Wirksamkeit der
Associationen aus den zufällig erzeugten Vorstellungselementen
ganze Vorstellungsbilder entstehen und diese sich, wie sie tat¬
sächlich tun, zu grösseren Vorstellungsganzen verweben können. ;
Ebenso bleibt es andrerseits dabei, dass diese Wirksamkeit
der Associationen eine beschränkte ist. Diese Beschränktheit ist
abjer nicht als eine gleiche Verminderung der Wiederbelebbarkeit
aller Dispositionen, eine allgemeine Stumpfheit der reproductiven
Tätigkeit überhaupt zu denken. Daraus ergäbe sich nur ein träges,
innerhalb enger Grenzen verharrendes, aber in diesen Grenzen
durch die energischsten und auf Grund der Erfahrung besonders
festgewordenen Associationen bestimmtes, also vorzugsweise vom
Nächstliegenden zum Nächstliegenden fortgehendes Denken, das
volle Gegenteil von dem abspringenden und launenhaften, oft genug
das Fernstliegende verbindenden, dem wir in Träumen begegnen.
Vielmehr müssen wir annehmen, dass im Schlafzustande zufällig
bald diese, bald jene Dispositionen zu Vorstellungen und Vor¬
stellungsverbindungen verhältnissmässig leicht functioniren, wäh¬
rend gleichzeitig andere in höherem Grade leistungsunfähig sind.
Da wir Dispositionen und „Vermögen“ zu gleichen Vorstellungen
nicht als etwas von einander Verschiedenes betrachten, so ergibt
sich dann die gleiche Notwendigkeit auch für die Vermögen.
Indem wir somit die nicht absolute aber doch tatsächlich
bestehende, bald grössere, bald geringere Zusammenhangslosigkeit