Die unbewussten Erregungen und die Aufmerksamkeit. 129
wesentlichen Faktor beim Zustandekommen der Empfindung be¬
trachtet
Ich brauche hier eine Verwechselung zweier heterogener
Dinge nicht erst noch ausdrücklich abzuweisen. Dass die Seele
oder ihre Aufmerksamkeit auf motorische Leitungen einwirkt,
und dass diese Einwirkung dazu dienen kann, Organen die Auf¬
nahme äusserer Reize zu ermöglichen oder sie dazu geschickter
zu machen, weise jedermann. Wir öflhen die Augen, um Gegen¬
stände zu sehen, richten und accommodiren sie, um in einer be¬
stimmten Richtung oder Entfernung befindliche Gegenstände besser
zu sehen ; gewisse Thiere „spitzen“ die Ohren, wir Menschen,
denen dies Mittel versagt ist, begnügen uns, sie dem Klange zu¬
zuwenden oder die Hand an’s Ohr zu halten, Menschen und Thiere
nähern sich den Objekten, deren Wärme sie deutlicher fühlen
wollen, ziehen die Luft in die Nase, um des Geruchs von Objekten
sicherer habhaft zu werden u. s. w. Von allem dem reden wir
nicht Uns beschäftigt die Einwirkung auf sensorische Leitungen,
weiter nichts.
Reize gelangen, der eine auf diesem, der andere auf jenem
Wege zur Seele. Bald dieser, bald jener Leitung müsste also die
Seele ihre unterstützende Einwirkung angedeihen lassen. Es ver¬
steht sich von selbst, dass sie eines Fingerzeigs oder einer Hand¬
habe bedürfte, um zu wissen, wohin sie in jedem Falle sich zu wen¬
den habe. In bestimmten Fällen hat es damit denn auch keine
Not. Wir wollen den Ton von bestimmter Höhe, von dessen ob¬
jektivem Vorhandensein wir wissen, unserm Bewusstsein nicht
entgehen lassen. Dann ist jene Handhabe durch die Kenntniss des
Tones gegeben. Die Vorstellung des Tones, so können wir an¬
nehmen, — obgleich der Beweis dafür freilich fehlt, — steht mit
den Gehörnerven, die die Empfindung eben dieses Tones ver¬
mitteln, in irgendwelchem psychophysischen Zusammenhang, der
im Stande ist, auch die Wirkung der Aufmerksamkeit auf eben
diese Nerven zu lenken. Aber wie steht die Sache, wenn wir auf
Töne nicht von bestimmter Höhe, sondern von bestimmter Klang¬
farbe unsere spezielle Aufmerksamkeit richten? Ohne Frage können
wir dies. Die leisen Töne eines Instruments J innerhalb eines
Orchesters entgingen mir, kamen mir wenigstens nicht selbständig
zum Bewusstsein, so lange ich auf die andern Instrumente, nennen
wir sie Jt, achtete. Jetzt merke ich darauf, durch irdendwelches
9