338 Gesamtsitzung vom 4. April 1918. — Mitt. vom 28. Mai 1914 usw.
ferenzröhre beobachtet, ohne weiteres aus dem Wegfall des Tones,
auf dessen Viertelwellenlänge eingestellt ist, zu erklären. Es kann
zunächst ebensogut der Ausfall irgendeines ungeraden Multiplums
schuld sein.
Dieser Mehrdeutigkeit der Ergebnisse wurde in folgender Weise
vorgebeugt. Der Vokal wurde von oben herab systematisch abgebaut
durch Einfügung immer längerer Seitenröhren, bis endlich nur der Grund¬
ton selbst als einfacher Ton übrigblieb, und es wurden Schritt für Schritt
die dabei eintretenden Klangveränderungen beobachtet. Später, nach¬
dem sich auch auf diesem Wege herausgestellt hatte, daß gesungene
Vokale nur harmonische Teiltöne enthalten, wurden umgekehrt von
vornherein alle Teiltöne ausgeschaltet und nun der Vokal durch all¬
mähliche Hereinschiebung der Röhren, also durch Hinzufügung eines
Teiltones nach dem andern, vom Grundton aus aufgebaut.
Auch Flüsterlaute konnten so untersucht werden und waren sogar
der erste Gegenstand meiner Untersuchungen nach dieser Methode.
Hier müssen aber die Einstellungen möglichst fein abgestuft werden,
die Differenzen innerhalb des Röhrensystems dürfen nur i—3 mm
betragen. Es zeigte sich, daß solche Geräusche wie eine Art Tonstaub
eine bestimmte Zone des Tongebietes stetig (oder in unmerklich kleinen
Abständen) erfüllen. Auf diese Art läßt sich also auch jeder Flüster¬
laut durch Abbau zum vollständigen Verschwinden bringen und dann
wieder aufbauen. Die Stellung des Flüsternden war in der Regel bei
Fl (Zimmer IV), die Interferenzvorrichtung nur in V.
Überhaupt kann man, wie es scheint, jedes Geräusch auf diesem
Wege zum Verschwinden bringen und seine Struktur untersuchen, wenn
man genügend viele Röhren hat. Selbst starke Knalle habe ich ver¬
nichten können, allerdings nur solche im geschlossenen Raume, wo die
Reflexion an den Wänden mitspielt. Wie es sich bei Knallen, die aus
dem Freien kommen, verhält, würde aus theoretischen Gründen von
besonderem Interesse sein. Man darf übrigens auch bei den Dauer¬
geräuschen nicht schließen, daß sie nur aus periodischen Schwingungen
beständen. Es müssen aber jedenfalls solche Schwingungen darin ver¬
treten und etwaige andere Teile für sich allein unwirksam sein.
Hak sich nun auf diese Weise herausgestellt, daß die oberhalb
einer gewissen Höhengrenze liegenden Töne keinen Einfluß mehr auf
die Natur eines Vokales besitzen, so kann man auch Lücken- und
Stichversuche machen, d. h. einzelne Tonpartien oder Töne unter¬
halb dieser Grenze ausschalten, deren ungerade Vielfache alle in die
darüberliegende einflußlose Region fallen. Die beobachteten Ver¬
änderungen sind dann doch eindeutig auf die ausgeschaltete Zone
selbst zurückzuführen.