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psychologie, welche mit abnormen Bewusstseinszuständen arbeitet,
und der experimentellen Physiopsychologie, die physiologische Ex¬
perimente zwecks psychologischer Studien anstellt, am besten als
experimentelle Normalpsychologie zu benennen sein.
Der Versuch, das so abgegrenzte Gebiet nun weiter einzu-
theilen, ist unter verschiedenen Gesichtspunkten denkbar; die Ein¬
teilung kann nach den verschiedenen x^ufgaben oder nach den
verschiedenen Methoden erfolgen. Die Gliederung nach den Metho¬
den kann wiederum entweder nach den logischen Principien der
angewandten Untersuchungsweisen oder nach den technischen
Hülfsmitteln vorgenommen werden. Bevorzugt wurde bisher eine
Dreiteilung, bei der ein Theil sich mit den Empfindungen, ein
zweiter mit den Vorstellungsbildungen, ein dritter mit den Zeit¬
messungen befassen sollte; es ist aber klar, dass hier die Ein-
theilungsprincipien vermischt sind, insofern die beiden ersten Theile
bestimmte Aufgaben bezeichnen, der dritte dagegen lediglich durch
eine Methode charakterisirt wird, die Methode der Zeitmessung,
welche für die Empfindungslehre und die Lehre von der Vor¬
stellungsbildung auch schon in Betracht kommt. Wollte die
Gliederung sich consequent an die logischen Principien halten,
so müssten analytische und synthetische Methoden, im einzelnen
dann Differenzmethoden, Eliminationsmethoden u. s. w. unterschie¬
den werden; sollten die technischen Gesichtspunkte massgebend
sein, so müssten reizerzeugende Methoden, zeitmessende Methoden
u. s. w. unterschieden werden. Solcher methodologischen Einthei-
lung gegenüber scheint es mir nur ein secundärer Einwand zu
sein, dass die logisch oder technisch isolirbaren Methoden der
experimentellen Psychologie fast durchgängig in mannigfaltigster
Weise combinirt werden müssen, um eine bestimmte Aufgabe zu
lösen, die Eintheilung somit auseinanderreissen müsste, was prak¬
tisch eng zusammengehört.
Entscheidend scheint mir vielmehr ein anderes gegen die
methodologische Gliederung zu sprechen: die Methoden und Hülfs-
mittel der experimentellen Normalpsychologie sind noch lange
nicht genug ausgebildet, um als Unterlage einer methodo¬
logischen Eintheilung dienen zu können. Welchen Sinn hätte es
gehabt, etwa die Experimentalphysik auf Grund ihrer Methoden