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Fähigkeit aufhebt, sich über die Lage und Stellung seiner Glie¬
der zu orientieren. Auch Verschiebungen oder Zerrungen der
Haut täuschen uns kaum über ausgeführte Bewegungen. Ähn¬
lich ist wohl die Stellung der etwa von den Gelenken ausgelösten
Empfindungen ; von einer Ausschliesslichkeit derselben kann
ebenfalls keine Bede sein, sie aber ganz zu leugnen, ist kaum
berechtigt. Alle diese Empfindungen gehen als unausscheidbare
Elemente in jenen Komplex ein, dessen Grundlage unstreitig
die Muskelempfindung ist.
Wir haben hier nicht zu fragen, in welcher Art die
Muskelkontraktion oder richtiger die Kontraktionsveränderung
auf sensible Nerven erregend zu wirken vermag; vermutlich
handelt es sich um eine Wirkung auf ein besonderes Endorgan
sensibler Muskelnerven, nicht um Druck auf den Stamm der
gemischten. Freilich hat wahrscheinlich noch kein Mensch
einen sensiblen Muskelnerven gesehen; die vielversprechenden
und vielbesprochenen Untersuchungen von Sachs *) haben sich
leider als unzutreffend erwiesen* 2), er hat sich durch andere
Gebilde täuschen lassen; alles, was wir bis jetzt von Nerven¬
endigungen im Muskel kennen, bezieht sich auf rein motorische.
So notwendig aber es auch somit sein mag, die histologische
Untersuchung wieder aufzunehmen, so wenig kann das Vor¬
handensein solcher centripetal leitenden Muskelnerven irgendwie
zweifelhaft sein. In erster Linie sind beweisend dafür die Er¬
müdung und der Muskelschmerz. Gewiss mögen auch in die
Ermüdungsgefühle Hautschmerzen eingehen, besonders durch
vermehrte Exsudation und Schwellung der Gefässe; die be¬
kannten krampfartigen Schmerzen aber sind um so sicherer
auf Muskeln allein zu beziehen, als dieselben oft auf einen
einzelnen Muskel lokalisiert bleiben. Geradezu entscheidend
sind dann vor allem die aus der Bückenmarkspathologie be-
fr Sachs: Phys. u. anat. Untersuchungen über die sensiblen Nerven
der Muskeln, in Reichert’s Archiv 1874.
2) Mays: Histol.-phys. Unters, über Verbreitung der Nerven in den
Muskeln, in Kühne-Voit: Zeitschrift für Biologie. Bd. 20.