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BewegungsVorstellungen nicht, was ganz unerklärbar wäre,
direkt die Bewegungen auslösen, denen sie ihr eigenes Dasein
verdanken, sondern dieselben indirekt hervorrufen, indem sie
solche Objektvorstellungen auslösen, welche die Bewegung als
zweckmässige Reaktion erzeugen; wer aber das letztere an¬
nimmt, bedarf nicht erst den Umweg, um auf diese Weise
wieder an die Ausgangsfrage zu kommen, wie jene Vorstellungen
die zweckmässige Bewegung produzieren.
Munk hat, wie gesagt, einen etwas anderen Weg ein¬
geschlagen, der freilich in den psychologischen Irrtümern Ähn¬
lichkeit mit dem ScHiFF’schen hat. Munk lässt ausser den
Tast-, Druck- und Lagevorstellungen in den Centren für die
einzelnen Glieder auch Innervationsgefühle entstehen, und die
Reproduktion dieser wird zur Ursache der Bewegung. Wenn
diese Innervationsgefühle nur Vorstellungen der ausgeführten
Bewegung wären, so entsprächen sie den ScHiFF’schen Tast¬
vorstellungen; es wäre also nur mit einem anderen Ausdruck
dieselbe Auffassung. Die Innervationsgefühle sollen hier aber
etwas ganz anderes sein; sie sind die Wahrnehmungen der
Bewegungsanregung bei der aktiven Bewegung der Körper¬
teile 1) ; die Organe, aus denen sie stammen, sind die unter¬
halb der Grosshirnrinde befindlichen Ganglien oder Centren,
welche die Bewegungen auslösen. Munk selbst hat diese geist¬
reiche Theorie nur nebenbei erwähnt; er hat jene Annahme
daher weder eingehend ausgeführt, noch wesentlich benützt für
die Erklärung. Er lässt im allgemeinen die zweckmässige
Bewegung direkt auf den Licht- oder Schallreiz folgen, ohne
erst ein Innervationsgefühl zwischenzuschieben. Damit ist dann
der schwierigste Punkt, die Willensfrage einfach umgangen und
nicht im geringsten gelöst, wie es seine erwähnte theoretische
Definition offenbar beansprucht. Um die Theorie näher kennen
zu lernen, müssen wir uns daher an Meynert wenden, der
sie zuerst aufgestellt und sie, erst in zerstreuten Arbeiten,
dann zusammenhängend lichtvoll und geistreich dargestellt hat.
*) Münk : Funktionen der Gtrosshirnrinde. S. 51.