Wahrnehmung brächte etwas ganz Neues, nach keiner Formel
Berechenbares; der entsprechende, durch das psychische Ge¬
schehen bedingte materielle Prozess wäre somit auch unbe¬
rechenbar. Nun ist es aber Thatsache und Voraussetzung der
Naturwissenschaft, dass die materiellen Prozesse solcher theo¬
retischen Voraussage zugänglich sind; sie müssen also ihre
eigene Kausalität, unabhängig von der Seele, besitzen. — Der
einzige Vorteil dieser Auffassung, der auch eigentlich immer
die Veranlassung zu ihr gab, ist der, dass sich mühelos durch
sie die zweckmässigen Körperbewegungen erklären lassen. In
der That ist die psychische Zwecksetzung, das zweckbewusste
Wollen uns fortwährend empirisch gegeben, und wenn das
seelische die Bedingung für das materielle Geschehen wäre,
so würde damit wirklich die zweckmässige Körperbewegung,
die Aussenseite der Willenshandlung, ohne Schwierigkeit er¬
klärt. Abgesehen nun davon, dass, wie wir uns überzeugt, hei
eingehender Analyse und Vergleichung des Erfahrungsmateriales
eine ebenso geschlossene Erklärung der zweckmässigen Hand¬
lungen auch ohne psychisches Prinzip möglich ist, dürfen wir
doch vor allem nicht vergessen, dass die gesamten, nie still
stehenden vegetativen Funktionen des Körpers, ja sämtliche
Lebensäusserungen der Pflanze genau so zweckmässig sind und
doch eines bedingenden psychischen Geschehens entbehren. Ja,
das Segment der zweckvollen Gestaltung in der Welt, das
durch den empirisch gegebenen Seeleninhalt erklärt werden
könnte, ist geradezu verschwindend klein, ganz abgesehen davon,
dass mit dem Masstab empirischer Intelligenz gemessen, un¬
endlich vieles, wie man treffend bemerkt hat, zu weise ist, um
durch seelisches Geschehen bedingt sein zu können. — Aber
selbst wenn alle diese Bedenken nicht bestünden, so würde
noch ein anderer, absolut entscheidender Grund gegen die
Hypothese sprechen, dass die Beihe der räumlichen Erschein¬
ungen bedingt sei durch den Ablauf der psychischen. Nehmen
wir nämlich einmal an, alle jene empirischen Grenzen unseres
Bewusstseins existierten nicht, es wäre uns also eine lücken-