— 4 —
,samen Untersuchungen auch nur irgendwie anzudeuten. Es
genügt uns hier, nur das eben zu betonen, wie anders sich
die Frage erkenntnistheoretisch, wie anders sie sich psycho¬
physisch darstellt, vor allem, wie notwendig die scharfe Tren¬
nung der Untersuchungswege. Wenn wir fragen: wie kommt
mein seelischer Wille dazu, meinen Körper zu bewegen?, so
muss der Kriticismus antworten: die Fragestellung ist über¬
haupt falsch! die körperliche Bewegung und der psychische
Wille sind nur die auf zwei verschiedene unwirkliche Substrate
bezogenen Erscheinungen desselben unbekannten wirklichen
Vorgangs; die Frage müsste also richtig gestellt werden: wie
kommt ein Geschehnis dazu, unserem Bewusstsein in doppelter
Erscheinungsform, als Wille und als Bewegung gegeben zu
sein? und diese Frage gehört offenbar in die Erkenntnistheorie,
nicht in die Psychophysik.
So zweifellos richtig nun aber auch diese tiefer eindringende
Fragestellung ist, so berechtigt bleibt dennoch jene der posi¬
tiven Wissenschaft, die uns beschäftigen sollte; es gilt nur,
beide nicht achtlos zu vermengen. Die positiven Wissen¬
schaften, hier also Psychologie und Physiologie haben, gerade
so wie das praktische Leben, sich um jene kritische Grundfrage
gar nicht zu kümmern, sondern im Verfolg ihrer speziellen
Aufgaben die Welt so aufzufassen, als wäre die gegebene Er¬
scheinung das absolut Wirkliche; das Vorhandensein der
körperlichen und seelischen Welt ist die unbedingte und
ungeprüfte notwendige Voraussetzung ihrer empirischen Unter¬
suchung; die BewegungsVorgänge der einen, die Bewusstseins¬
vorgänge der andern kausal und logisch, in sich widerspruchslos
zu erforschen, ist ihre einzige Aufgabe. Wenn nun die Natur¬
wissenschaft die Erfahrungen über die Körper zu sammeln
und die Hypothese von der zur Erklärung angenommenen
Materie so auszubauen hat, dass sie einheitlichem Verständnis
dient; wenn ebenso die Geisteswissenschaft die Thatsachen des
Bewusstseins prüft und zu einer Theorie über die Seele gelangt
als Hilfsvorstellung zur einheitlichen Verbindung und Erklärung