Neunter Abschnitt. Die Entwicklungswerte.
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Erinnerung der Menschheit nicht den trillionsten Teil. Die Welt,
die da sinnlos sich hin und her schwingt, ist gar kein Erlebnisinhalt,
sondern das Berechnungsergebnis des Naturforschers, berechnet
unter dem besonderen Gesichtspunkt der Wissenschaft, um die
besonderen Forderungen der Kausalerklärung zu erfüllen. Das aber
sahen wir ja, daß wissenschaftlicher Zusammenhang und Entwick¬
lung sich in ihren Grundvoraussetzungen notwendig widersprechen.
Die Welt, die vom Astronomen in kosmischen Ewigkeiten
konstruiert wird, um der Forderung nach Erklärbarkeit zu genügen,
muß jede Scheinveränderung letzthin in periodischen Rhythmus
und somit in sinnlosen Stillstand umdenken, weil das Zuerkennende
schlechthin das Beharrende sein soll. Das endgültige Anders¬
werden, das für die Entwicklung notwendig wäre, ist durch die
Voraussetzungen somit bereits ausgeschlossen, sobald an die Stelle
der wirklichen Erfahrungswelt die berechenbare und berechnete
Naturforscherwelt gesetzt ist. Die Welt, die sich aus Nebelmassen
herauslöst, ist somit grundsätzlich ungeeignet, uns den überpersön¬
lichen Sinn der Außenwelt zu bekunden. Die Natur, die sich nach
mechanischen Gesetzen verschiebt und sich um den Menschen nicht
kümmert, ist nicht eine Natur, um die sich der Mensch seinerseits
zu kümmern hat, wenn es gilt, die Ziele der Welt zu erfassen.
Der Mensch als Ziel der Natur. So sind wir scheinbar auf die
Welt verwiesen, die um des Menschen willen da ist, und jederzeit
lag es nahe, von dieser Warte aus den Sinn der Natur zu deuten.
Entwicklung und Fortschritt ist alles, was zum Menschen hinführt,
Rückschritt, was der Entstehung und Ausbreitung des Menschen
hinderlich ist. Auch da mag die Erfahrung weit, vielleicht unendlich
weit überschritten werden, aber die Konstruktion der Menschen¬
urzeit, der Tierwelt, die zur Menschenwelt führte, der Erdgestaltung,
die zur Lebewelt hinführte, alles ist nun einem deutlich erkenn¬
baren eindeutigen Ziele zugewendet. Hier gibt es keine Pendel¬
bewegung. Wie die Welt ihr großes Ziel erreicht, mag dem Natur¬
forscher zur Entscheidung überlassen bleiben. Er mag herausfinden,
ob Meteore von fremden Weltkörpern die Lebenskeime zur Erde
trugen oder ob sich im Meeresgrund Moneren bildeten, die zu Pro¬
tisten wurden, oder ob erst unendlich niedrigere Lebewesen ent¬
standen, die erst in langer Entwicklung zu mikroskopisch sichtbaren
protoplasmatischen Substanzen wuchsen. Er mag ermitteln, wie