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aussen strecken und gleichzeitig nach innen ziehen. Führen
wir dagegen kräftige Yertikalbewegungen der Arme sym¬
metrisch aus, so als wollten wir ein Beil schnell heben und
senken, um Holz zu spalten, so gerät wieder unser ganzer
Körper in Arbeit, die sofort auf hört, sobald wir zu der un¬
symmetrischen alternierenden Armthätigkeit übergehen. So
lässt sich bei jeder Bewegungskombination unserer Versuche
zeigen, dass die willkürlich ausgeführte Bewegung bei abge¬
lenkter Aufmerksamkeit mit Vorliebe in diejenige Bewegung
überging, welche möglichst die überflüssigen Mitbewegungen
unterdrückt. So erklärt sich denn auch, dass an die Stelle
der symmetrischen * so oft die gleichsinnig-ungleichphasige Be¬
wegung tritt; sie ist in vielen Fällen wirklich ebenso geeignet,
den Körper in der Gleichgewichtslage ruhig zu halten, wie
die symmetrische. Auch dass die scharfen Ecken sich bei
unwillkürlicher Bewegung bald abrundeten, die Linienenden
sich auswölbten, dürfte eine zweckmässige Arbeitsersparnis
sein; die plötzliche Innervationsänderung beim unvermittelten
Uebergang einer starken Bewegung in die entgegengesetzte
verlangt sehr viel energischere Arbeit und Gegenspannung als
der vermittelte allmähliche Uebergang. In dieser eng be¬
grenzten Wirksamkeit zeigt sich die symmetrische Innervation
also als eine Zweckmässigkeitserscheinung, bedingt durch das
biologische Gesetz des kleinsten Kraftaufwandes, ein Gesetz,
das eben in häufigeren Fällen gerade die unsymmetrische In¬
nervation veranlasst. Wäre dagegen, wie die übliche Auf¬
fassung verlangt, die symmetrische Innervation das konstante,
nur durch einseitige Hemmung aufzulösende Ergebnis einer
anatomischen Verbindung, so würde eine solche Einrichtung
den biologischen Bedürfnissen des Menschen, wie Gehen,
Laufen, wechselseitige unabhängige Benutzung der Arme u. s. w.
in so hohem Masse schädigend gegenüberstehen, dass es un¬
begreiflich bliebe, wie solch unzweckmässige Verbindungsbahn
sich entwickeln und erhalten konnte. Sind doch auch für die
höheren Tiere die unsymmetrischen Bewegungen der Extremi-