44
Taschenuhr ablesen, dass mehrere Sekunden vergehen, bis der
Händedruck durch den ganzen Kreis fortgepflanzt, zu ihm
zurückkehrt. Selbst der Einfluss, den centrale Veränderungen
auf die Reaktionszeit ausüben, lässt sich mit dieser primitiven
psychometrischen Methode demonstrieren; die Zeit wird kürzer,
wenn die Aufmerksamkeit durch Signale maximal gespannt
ist, und wird erheblich länger, wenn die Teilnehmer durch
vorhergehende Arbeit geistig ermüdet sind.
Zunächst können wir nun die ungefähre Zeitbestimmung
in eine exakte überführen. Ein elektrischer Schlüssel, der mit
dem Hippschen Chronoskop in Verbindung steht, wird so auf
dem Fussboden befestigt, dass die Fussspitze der ersten Per¬
son den Knopf berührt. Die Hacke des Stiefels ruht fest auf
dem Boden und die geringste Aufwärtsbewegung der Fuss¬
spitze öffnet, die geringste Abwärtsbewegung derselben schliesst
den -Kontakt. Die erste Person der Teilnehmerkette schliesst
so mit dem Fuss den Strom möglichst synchron mit dem er¬
sten Händedruck und öffnet den Strom, sobald sie den durch
den ganzen Kreis fortgepflanzten Händedruck empfangen hat.
Nach einiger Uebutig ist die Differenzzeit zwischen Hand-
und Fussbewegung so minimal, dass sie gegenüber der Ge¬
samtzeit nicht in Frage kommt; die Verlängerung der moto¬
rischen Leitungsbahn ist überdies bedeutungslos, da sie bei
Schliessung und Oeffnung des Stroms dieselbe ist.
Wir bildeten beispielsweise eine Kette von zehn Per¬
sonen; jeder umfasste mit der rechten Hand den linken Zeige¬
finger seines Nachbars. Als erste Versuchsperson, welche mit
der Fussspitze den elektrischen Kontakt schloss und öffnete,
fungierte ich selber bei sämtlichen Versuchen. Etwa zwei
Sekunden vor Beginn des Versuches wurde ein Signal gegeben,
um die Aufmerksamkeit maximal zu spannen. Eine Serie von
zehn Versuchen ergab im Durchschnitt 1,765 Sek. (M.-V.
0,077), wenn sämtliche Teilnehmer unermüdet waren, dagegen
2,571 (M.-V. 0,137), wenn alle zehn Personen durch zwei¬
stündiges Experimentieren ermüdet waren. Diese einfache