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peripher ausgelösten Empfindungsschwankung ganz ohne Mit¬
wirkung des nervösen Centralapparates kann selbstverständlich
gar nicht die Rede sein. So oft wir betonten, dass der Er¬
müdungsreiz zu einer Entspannung des Muskels oder zu
stärkerer Spannung der Antagonisten führt, oder dass der
Sinnesreiz zur Akkommodation und Fixation führt, so handelte
es sich dabei ja immer um periphere Vorgänge, die zunächst
Wirkung centraler Ursache sind; nur der Umstand, dass dieser
central erregende Vorgang direkt von der Peripherie her aus¬
gelöst ist, dass es also reine Reflexe sind, deren peripher¬
sensorische Reizung unmittelbar dem periphermotorischen
Effekt vorangeht, erlaubt uns diese Prozesse als periphere
den centralen gegenüberzustellen, obgleich wir früher schon
betont, dass auch jeder sonstige centrale Vorgang in letzter
Linie Nachwirkung peripherer Reize ist und andererseits
selbstverständlich auch jene direkten Reflexe nicht ohne Mit¬
wirkung des Centralapparates denkbar sind. Wer nun die
somit unbestreitbare Mitwirkung des Gehirns für peripher
ausgelöste Reflexspannungen anerkennt und trotzdem die ge¬
schilderten Vorgänge bei der Ring Wahrnehmung als nicht¬
centrale zugesteht, der wird nun auch die Prozesse bei jener
Doppelschwankung als periphere in Anspruch nehmen können,
ohne damit bestreiten zu wollen, dass das Gehirn als Reflex¬
vermittler dabei ebenfalls beteiligt sei. Dass die Doppel¬
schwankungen nicht central sind im Langeschen Sinne, heisst
somit zunächst nur, dass jede mitwirkende centrale Beein¬
flussung der Peripherie selbst direkt centripetal angeregt ist
und dass der sensorische Endeffekt im wesentlichen durch Ver¬
änderungen in der Peripherie bedingt ist, so sehr dieselben
auch natürlich vom Centrum her innerviert sind.
Ist die Alternative in dieser Weise gedacht, so scheinen
mir nun in der That meine Wiederholungen der Langeschen
Versuche für den peripheren Ursprung der Schwankungen zu
sprechen. Auch hier hat Lange es versäumt, näheres über
die inneren Wahrnehmungen während der angestellten Ex-
Münsterberg, Beiträge. II. 8