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nervieren, der Massstab wird dadurch unwillkürlich vergrössert,
die kleinere Zeit, an demselben gemessen, wird somit noch
kleiner erscheinen. War umgekehrt die Hauptzeit wider Er¬
warten kurz, so spannen wir bei der Yergleichszeit schwächer
an, Spannung und Entspannung dauert somit kürzer, die
längere Zeit wird dadurch noch länger erscheinen. Um solche
Kontrastwirkung handelt es sich auch vermutlich bei den¬
jenigen Versuchen, die von den älteren Beobachtern als ano¬
male von den normalen gesondert wurden und etwa ein Viertel
der angestellten Versuche betrugen; sie wollten sich den ge¬
fundenen Gesetzen nicht anpassen. An und für sich spricht
das nun zunächst dafür, dass bei jenen Versuchen durch
irgendwelche Umstände, wie Ermüdung, veränderte Stellung
oder ähnliches, die psychophysischen Schätzungsbedingungen
verändert waren, die Atmung beschleunigt u. s. w. Dass der
Kontrast dabei aber mitwirkt und nicht etwa die absoluten
Zeitgrössen an den „anomalen“ Resultaten schuld sind, ergibt
sich daraus, dass die Meistzahl solcher abweichenden Ergeb¬
nisse für Kollert, der mit kleinen Grössen arbeitete, etwa bei
0,4 Sekunden lag, und bei 1,5 gar keine vorkamen, während
bei Estel das Maximum der Anomalien bei 1,8 bis 2 Sekunden
liegt, d. h. bei denjenigen Grössen, welche unter den von ihm
untersuchten die kleinsten sind.
Noch zwei Punkte hebe ich aus der Mehnerschen Arbeit
hervor. Er fand (S. 553), dass wenn der dritte Hammer¬
schlag zu schwach ist, das Intervall kürzer erscheint; wenn
er aber zu stark ist, erscheint es länger. Offenbar ruft der
zweite und dritte Schlag am Schluss des ersten und des
zweiten Intervalls eine von der Intensität des Schlages ab¬
hängige Spannung reflektorisch hervor, die sich mit der Er¬
wartungsspannung summiert; ist durch die Schwäche des
dritten Schlages die Summe am Ende des zweiten Intervalls
kleiner als die Summe am Schluss des ersten, so erscheint
das zweite Intervall kürzer; genau derselbe Effekt nämlich
wäre dann eingetreten, wenn das Intervall wirklich kürzer