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im stände, die vorliegenden Zeitmessungsergebnisse
zn erklären, ohne in Widerspruch mit ihren Grundvoraus¬
setzungen zu geraten?
Die Frage von vornherein zu verneinen, noch ehe von
jener Seite ein Versuch gemacht, würde voreilig erscheinen,
wenn Wundt nicht auf Grund seiner Theorie im voraus
wenigstens einen Teil der Experimente für unmöglich erklärt
hätte, und zwar gilt das vornehmlich von den Versuchen der
ersten Arbeit mit Dr. Thumb. So sagt Wundt ausdrücklich:
„Die verkürzten Reaktionen werden möglicherweise zur Unter¬
suchung des Zeitverlaufes der physiologischen Hilfsvorgänge
dienlich sein; der vollständige Reaktionsvorgang dagegen
wird allein den Ausgangspunkt für die Untersuchung kom¬
plizierterer psychischer Akte bilden können“ x). Ich glaube
nun darin nicht fehl zu gehen, dass die Unterscheidung, ob
der zugerufene Name einer historischen Persönlichkeit, einem
Dichter, einem Musiker, einem Naturforscher, einem Philo¬
sophen oder einem Staatsmann gehört, zumal wenn jedesmal
neue Namen zugerufen werden, von Einübung also nicht die
Rede sein kann, in der That einen „komplizierteren psychischen
Akt“ darstellt, und dennoch zeigte es sich, dass wir zwischen
vollständiger und verkürzter Reaktion nach Belieben wechseln
konnten, die verkürzte Reaktion mithin ebenfalls den Aus¬
gangspunkt für die Untersuchung komplizierterer psychischer
Akte zu bilden berechtigt ist. An anderer Stelle heisst es:
„Ist die Reaktion muskulär, so erfolgt dieselbe automatisch
im Moment des Eindruckes; in diesem Zustand ist es daher
schlechterdings unmöglich, den Bewegungsimpuls so lange
zurückzuhalten, bis der Unterscheidungsakt vollendet ist“ 2).
Dass diese Zurückhaltung bis zu erfolgter Unterscheidung
wirklich bei uns eintrat, ergibt sich ja als selbstverständlich
aus dem richtigen Ergebnis der Finger wähl. Während natür-
x) Wundt, Physiol. Psychol. Bd. II. 3 S. 269.
2) A. a. O. S. 302.