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akte zurüekführen, kümmern uns dabei natürlich nicht, da
wir ja nur eine Präzisierung der psychophysischen Vorstel¬
lungen anstreben, welche mit der Metaphysik um so weniger
zu schaffen hat, als die einfachste erkenntnistheoretische Er¬
wägung jeden belehrt, dass die Vorstellungen von den physi¬
schen Veränderungen selbst psychisch gegeben sind und die
Erhebung der psychophysischen Hilfsvorstellungen zu er¬
kenntnistheoretisch geprüften Dogmen ein nicht der Wider¬
legung werter metaphysischer Materialismus wäre. Wenn
wir diese materialistische Metaphysik ebenso wie jene Willens¬
metaphysik aber beiseite lassen und das Problem als ein rein
psychophysisches auffassen, so ist jene Trennung zwischen
willkürlicher und unwillkürlicher Vorstellungsreproduktion zu¬
nächst unanfechtbar.
„Die wechselseitige Wirkung unserer Vorstellungen kann
in zügelloser Association sich zum wildesten Spiel steigern,
ohne dass sie uns das Bewusstsein spontaner Thätigkeit gibt.
Dieses geht uns gerade da verloren, wo die Vorstellungsbe¬
wegung sich anscheinend selbst regiert. Der Einfluss des
Willens auf die Vorstellungsbewegung, welchem unsere innere
Erfahrung unmittelbare Gewissheit verleiht, steht' daher ge¬
radezu der selbstthätigen Regsamkeit der Vorstellungen gegen¬
über“ 1). „Eine so wichtige Grundlage auch die Associationen
und speziell die Assimilationen für die höheren psychischen
Entwickelungen bilden, so lassen sich doch nimmermehr diese
in jene ohne Rest auflösen“ 2). Dieser Gegensatz tritt aber
noch schroffer hervor, wenn an die physische Repräsentation
beider Arten der Vorstellungsbewegung gedacht wird. So
sagt selbst Riehl3), dessen prinzipielle Erörterungen über das
Verhältnis der psychischen Erscheinungen zu den materiellen
Vorgängen den Höhepunkt der Diskussion einnehmen dürften P’
„Während wir ohne Schwierigkeit für die äussere Association
*) Staude in Wundts Phil. Stud. Bd. I. S. 164.
2) Wundt, Phys. Psych. Bd. IL3 S. 869.
3) Riehl, Philos. Kriticismus. Bd. IL 2 S. 214.
Hünsterberg, Beiträge. I.
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