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Auswahl eintritt, durch welche die unpassenden Associationen
verworfen werden, die passende behalten wird ; der erste Vor¬
gang wäre also nur ein Bruchteil des zweiten gewesen und
dennoch dauert er länger als dieser. Die Associationstheorie
befindet sich auch mit dieser Thatsache in bester Ueberein-
stimmung.
Zunächst müssen wir uns dabei das früher erlangte Er¬
gebnis vergegenwärtigen, dass nämlich bei allen solchen
Versuchen von einem blossen Associationsvorgang, der irgend¬
wie im Gegensatz steht zu einer Urteilsbildung, gar nicht die
Rede sein kann; das, was in den üblichen Versuchen freie
Association genannt wurde, ist nichtsdestoweniger ein richtiges
vollständiges Urteil. Wenn der Experimentierende ein Wort
zuruft und der Reagierende daraufhin ein associiertes Wort
hervorstösst bei gleichzeitigem Druck auf den elektrischen
Stromschlüssel, so ist jenes associierte Wort so zu verstehen,
dass es die Antwortsreaktion auf einen ganzen Satz ist, dessen
übrige Glieder nur schon durch die vorherige Verabredung
festgestellt sind. Der Satz lautet: nennen Sie möglichst schnell
ein Wort, das in Beziehung steht zu dem Wort X; kein
Zweifel, dass die Antwort ein wirkliches Urteil ist, dessen
Aussage wieder einen Satz enthält, nämlich: das Wort Y
steht in Beziehung zu X.
Nun haben wir inzwischen uns auch den psychophysischen
Vorgang der Urteilsbildung verdeutlicht. Wir sahen, jedes
Urteil beruht auf dem Identitätsverhä-ltnis und besagt, dass
derjenige psychische Inhalt, der durch die Beziehung zu der
und der Association bezeichnet wird, derselbe ist, welcher
durch die und die Association bezeichnet werden kann. Bei
jener freien Association bestand die Urteilsbildung also in der
Aussage: der psychische Inhalt, der dadurch bezeichnet wird,
dass er mit dem Wort X in Beziehung steht, wird gleichzeitig
auch durch das Wort Y bezeichnet. Es gilt also in erster
Linie, den in der Frage bezeichneten Inhalt auch für die
Antwort festzuhalten und ausserdem diesem selben Inhalt neue