Polarität.
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Gewebe — mehr möglich ist, sonst an beiden Enden distale
Partien“ (P r z ib r a m 1910 xool. bot.) *).
Während bei den Vertebraten die Gliedmaßen nur wieder
Gliedmaßen derselben Art regenerieren, auch bei ihrer völligen
Entfernung bloß Gliedmaßen gleicher Art wieder von der be¬
nachbarten Rumpfpartie gebildet werden, ist dies bei den Arthro¬
poden nicht der Fall: hier sind die Gliedmaßen bipotent, es
können an Stelle von Augen Fühler, an Stelle von Fühlern
(Mandibeln oder) Beine, an Stelle von Maxillen Mandibeln, an
Stelle von Kieferfüßen Scheren, an Stelle von Scheren Schreit¬
beine oder umgekehrt, an Stelle von Abdominalbeinen Schreit¬
beine, an Stelle von Hinterflügeln Vorderflügel usf. gebildet
werden. Betrachten wir die Anordnung der Gliedmaßen am
Körper eines Krebses oder eines Insektes, so finden wir, daß
meist eine Extremität nach Erlöschen der normalen Formbildungs-
mittel durch eine weniger differenzierte ersetzt werden kann,
welche einer nahen metameralen Schichte angehört (Przibram
1910 Homoeosis)**).
Außer der distalen und zentralen Wachstumsrichtung und
der Schichtung von vorne nach hinten finden wir bei den meisten
Tieren eine ausgesprochene Dorsiventralität und Bilateralität.
„Bei der Regeneration bereits entwickelter Tiere ist mir
kein Fall bekannt, in dem sich ventrale und dorsale Seite völlig
vertreten könnten.“
Beim Regenwurm ist die dorsale Schichte nicht mehr im¬
stande, das ventrale Nervensystem wiederherzustellen, umgekehrt
können bei den Amphibienschwänzen die dorsale Chorda und
Wirbelsäule nicht mehr aus der ventralen Schichte erzeugt werden.
Beim Haarstern Antedon ist die leicht isolierbare ventrale
Scheibe nicht imstande, die dorsalen Teile wiederzubilden und
*) Während des Druckes geht mir Della Valle, P., La doppia
rigenerazione inversa nelle fratture delle zampe di Triton (ßolletino della
Società di Naturalisti in Napoli, XXV, 95, 1913) zu, worin die vorgetragenen
Gesetze abermals eine glänzende Bestätigung erfahren.
**) Fernere Literatur in: W. T. Caiman, Two cases of abnormal
Appendages in Crabs. (Annals Magazine natural History. [8] XI, 399, 1913) und
H. O. Schmit-Jensen, Homoeotisk Regeneration of Antennen hos
en Phasmide, Carausius morosus (Vidensk. Meddel. Dansk naturh. Foren.
LXV, 113. 1913).
Vgl. auch V. Janda, Fühlerähnliche Heteromorphosen an Stelle von
Augen bei Stylopyga und Tenebrio (Arch. f. Entw.-Mech. XXXVI, 1, 1913).