Volltext: Experimental-Zoologie. 4. Vitalität. Eine Zusammenfassung der durch Versuche ermittelten Gesetzmässigkeiten tierischer Lebenszustände (Kolloidform, Wachstum, Bewegung) (4)

Entstehung und Nachahmung des Lebens (Plasmogenie). 
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wie bei Versuchen v. Schroens (1899, vgl. 1907) an ver¬ 
schiedenen kohlenstoffhaltigen Verbindungen. Eine Analogisierung 
des inneren Kernes mit dem Kerne der lebenden Zellen ist nicht 
statthaft, da es sich bei ersteren nicht nachweislich um chemisch 
verschiedene Stoffe handelt, wie es Zellkern und Zellplasma dar¬ 
stellen. Auch zeigt sich bei den vorkommenden Spaltungen der 
Kristalle keine besondere Beziehung des Kernes zu diesen Vor¬ 
gängen, wie es bei den Organismen in der Karyokinese fast 
regelmäßig der Fall ist. 
Es fehlt nicht an Versuchen, die mitotischen Figuren und 
die ganze Karyokinese mit nicht lebendem Materiale nachzuahmen, 
die ich bereits in der „Embryogenese“ (Experimentalzoologie, 
I, S. 31) angeführt habe; allein diese Versuche arbeiten stets 
mit Kräften (Elektroden, Magneten, Federn usf.), welche außerhalb 
des zu teilenden Systems liegen und daher für die Organismen 
kaum in Betracht kommen können. Auch ist für die meisten der¬ 
artigen Suppositionen die Gleichartigkeit der beiden Pole der 
Karyokinese ein Hindernis. Berücksichtigt man die halbflüssige 
und kolloidale Natur der plasmatischen Zellen, so wird (in 
Übereinstimmung mit der in der Embryogenese gegebenen Theorie 
der Mitosen) das von Leduc (1902, 1903, 1905, 1912) angegebene 
Modell zweier gleicher, daher sich abstoßender Pole eines Diffusions¬ 
kraftfeldes am besten die Strahlungsfiguren und die an deren 
Aquatorialzone stattfindende Teilungstendenz versinnbildlichen. 
Leduc verwendet zwei Tropfen Tusche [I, 7] oder Blut [I, 8], 
welche in einer Kochsalzlösung schwimmen; beide wirken als 
osmotische Anziehungspole, wie es bei den Zellteilungen die Pole 
der Kernteilungsspindel tun. 
Da auch die Spaltung der Chromosomen in der Spalt¬ 
barkeit der Kristalle ihre Parallele findet, so sind uns nunmehr 
die Teilerscheinungen der Mitose ohne Annahme rätselhafter 
Vorgänge verständlich, insoferne es sich um die jedesmalige 
Ingangsetzung des in seinen Bestandteilen durch die chemisch¬ 
physikalischen Eigenschaften der Zellen vorbereiteten Betriebes 
handelt, Nicht einzusehen vermögen wir bis jetzt noch, wieso 
die verschiedenen Teile, die Stoffe des Zellkernes sowie jene des 
Zellplasmas, zu einem solchen Systeme zusammentreten konnten, 
ein Problem, das mit jenem der Urzeugung zusammenfällt, 
Vielleicht wird in der Vereinigung der verschiedenen Be¬ 
dingungen, welche die Teilvorgänge der mitotischen Teilungen
	        
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