160 Erwerbung von Eigenschaften und deren Vererbung.
angehörten; endlich überflügelte sogar diese Sonnenlichtkultur au
Pigmentreichtum die normalgezogenen I. stagnalis und da auch
die Retina volle Pigmentierung erlangt hatte, ließen sich die Tiere
nicht mehr von I. stagnalis trennen. Umgekehrt verlor während
derselben Zeit I. stagnalis, im Schatten eines dunklen Aquarien¬
raumes kultiviert, ihre sonst stark gelbe Grundfarbe und entfärbte
sich immer mehr (Willem 1901).
2. Orthoptera.
Unabhängig von Licht und Umgebungsfarbe zeigte sich die
bald grün, bald braun auftretende Stabheuschrecke (Bacillus rossii —-
Daiber 1904), aber die verwandte ostindische Art Dixippus
morosus wird in dunklen Käfigen fast schwarz (Sinèty 1901).
Die Wanderheuschrecke Schistocerca peregrina verlor im
Schatten gezüchtet die Schärfe der rosaroten oder gelben Farben
und Zeichnungen (Kunkel d’Herculais 1892).
Während die Farben der ägyptischen Gottesanbeterin (vgl.
Kapitel IY, b) 1) weder bei Finsterkultur, noch Reichung chloro¬
phyllfreier Nahrung (Przibram 1906 Sphodromantis) oder bei
Zucht in verschiedenen Temperaturen willkürlich verändert werden
konnten (Przibram 1909 Mantidae) erschien die europäische
Gottesanbeterin Mantis religiosa, welche normalerweise als Ei
überwintert, bei Wärmekultur im Winter aus grünen oder braunen
Eltern stets in der seltenen gelben Farbvarietät (Przibram 1907
Mantis), ein Hinweis auf die Möglichkeit der Entstehung gelber
Farbe im Wüstenklima. Bei Sphodromantis scheint der Größen¬
unterschied zwischen Männchen und Weibchen in der kühleren
Temperatur sich zu steigern, was im Hinblick auf die sehr geringe
Größe des Männchens unserer in kühlerem Klima lebenden Mantis
Bedeutung gewinnen mag.
Da die Mantiden zu jenen Orthopteren gehören, welche an
Stelle eines fünftarsigen Fußes einen viertarsigen regenerieren,
schien es mir der Mühe wert, zu prüfen, ob dieser Zustand erblich
werde. Es zeigte sich, daß dies nicht einmal dann der Fall war,
wenn die Amputation an den Kindern wiederholt wurde, ja daß
selbst nach Regeneration sämtlicher Beine keine Vererbung des vier¬
gliedrigen Zustandes eintrat, obzwar in diesem Falle die operierten
Tiere an keinem Beine fünf Tarsenglieder besaßen. Auch Defekte
operativer Herkunft wurden weder bei Sphodromantis noch Bacil-
liden vererbt.