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Gliederfüßer (Arthropoda).
Allmählich nehmen die Regenerate normalere Beschaffenheit
an, können aber noch Stadien durchlaufen, welche ontogenetische
oder phylogenetische Parallelen nahelegen und daher im folgenden
Abschnitte besonders abgehandelt werden sollen.
§7 c. Bei Versuchen über die Regenerationsfähigkeit der
Wasserassel (Asellus aquaticus) hatte ich die erste Antenne im
dritten, die zweite im zweiten Gliede durchschnitten. Bei der
nächsten Häutung waren die Antennen regeneriert, hatten jedoch
weniger Glieder als die normalen der Gegenseite. Der ersten
Antenne fehlten die Sinneskolben, die auf der normalen Seite
am vor- und vorvorletzten Gliede ausgebildet sind. An der Spitze
der zweiten Antenne (Przibram 1899) [V, 9 cq] stehen mehr
Borsten als auf der normalen Seite [V, 9 a]. Nach der zweiten
Häutung waren auf dem vorletzten Gliede der ersten Antenne
typische Sinneskolben entwickelt, Der Zustand der Endglieder
entsprach nunmehr dem Stadium einer zweitägigen Assel, ebenso
jener der zweiten Antenne. Es wurden also ontogenetische Stadien
bei dieser Regeneration durchlaufen. An der nahe verwandten
amerikanischen Wasserassel verglich Zeleny (1906 Direction,
1907 Mancasellus) [V, 10, a, a—a2] genauer die Reihenfolge
der Ausbildung von Gliedern der ersten Antenne bei der erst¬
maligen und regenerativen Entwicklung und fand weitgehende
Übereinstimmung.
An den Scheren des Hummers stehen nach Emmel
(1906 Torsion) [VI, ai—a2, aL—«3] folgende Erscheinungen bei
Ontogenie und Regeneration in Parallele: zuerst steht der Dak-
tylopodit vertikal über dem Propoditen [a15 cq] und dreht sich dann
um 90° nach innen [a2, a2] ; der zuerst kleinere Propodit wird
später größer als der Daktylopodit; die Charaktere der großen
oder K-Schere stehen bei ihrem ersten Erscheinen in der Mitte
zwischen ausgebildeter Z- und K-Schere,
Die gleichen Verhältnisse gelten für die Regeneration des
nahe verwandten Skampo (Nephrops — Przibram 1907 Scheren-
nmkehr), dessen Ontogenese zum Vergleiche nicht genügend be¬
kannt ist. Allgemein beobachtete ich jedoch, daß auch die direkt
regenerierenden K-Sckeren zunächst dem Z-Typus ähnlich sehen
und auf diese Art jenes Stadium der betreffenden Krebsart
rekapitulieren, auf dem die K-Schere noch nicht differenziert
worden ist. Denn überall nimmt mit zunehmendem Alter erst die
besondere Ausbildung der Scheren zu.