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Einfluß äußerer Faktoren.
unterworfen, so zeigt es sich, daß manche Tiere, falls überhaupt
die Lebensfähigkeit erhalten bleibt, von der chemischen Zusammen¬
setzung des äußeren Mediums recht unabhängig sind. So ent¬
wickelt sich Ascaris in Flemmingscher Flüssigkeit (Bataillon, 1901),
Fundulus (Loeb, 1901/2) in destilliertem Wasser. Solche Eier
besitzen also alle Stoffe, nicht nur jene, welche die Form verschie¬
dener Organe determinieren, sondern sie besitzen auch diejenigen
für den Stoffwechsel und die Aufrechterhaltung bestimmten physi¬
kalischen Druckes (osmotische „Salze“), und zwar in der für die
ganze Embryonalentwicklung ausreichenden Menge; wahrschein¬
lich ist ihr Austausch an Gasen und Salzen mit dem umgebenden
Medium, auch im normalen, ein geringer. Allein auch bei diesen
Eiern ist eine gewisse Menge Sauerstoff, ebenso wie für den son¬
stigen Lebenszustand so auch für die Entwicklung, notwendig.
Es sei an dieser Stelle bloß auf die einschlägigen Versuche von
Dareste (1891), Koch (1884) und Mitrophanow (1900) an Hühner¬
eiern, von Morgan (1905) und Schultze (1899) an Froscheiem, von
Loeb an Fischen (1894) und Seeigeleiern (1895, 1906) verwiesen.
Die meisten Eier verlangen außerdem eine ganz bestimmte
Zusammensetzung des äußeren Mediums zu ihrer optimalen Ent¬
wicklung, so z. B. die Seeigel. Für diese fällt das Optimum der
Entwicklung fast ganz genau mit der Verteilung chemischer Stoffe
in dem normalen Medium, dem Seewasser, zusammen (Herbst,
1897, 1904), doch scheint eine etwas größere Alkalinität des
Wassers wenigstens die anfängliche Entwicklung zu begünstigen:
Loeb (1898) konnte die Entwicklung (von Arbacia pustulosa)
durch Zusatz einer geringen Quantität Natronlauge (NaOH) zu
gewöhnlichem Meerwasser beschleunigen. Auch die Größe kann
gesteigert werden.
Herbst stellte zunächst künstliches Seewasser her, um die
Eliminierung und Ersetzung von Stoffen in der Hand zu haben.
Anschließend an eine Analyse Forchhammers, die sich auf eine
zwischen Sardinien und Neapel geschöpfte Probe bezieht, wurden
in 1000 Teilen destilliertem Wasser gelöst: 30 Gewichtsteile
Kochsalz (NaCl), 0-7 Kaliumchlorid (KCl), 5 Magnesiumchlorid
(MgCl2), 2-6 Magnesiumsulfat (MgSOJ, 1 Kalziumsulfat (CaSOJ;
dann zu 1000 cm3 eine Messerspitze phosphorsaurer Kalk hinzu¬
gefügt und nach 15 Stunden abfiltriert (CaHP04) und schließlich
eine Messerspitze gefälltes Kalziumkarbonat zugesetzt, -§-—
Stunden Kohlensäure durchgeleitet, die Lösung 12 Stunden ver-