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psychisches Korrelat der zum Gehirn gelangenden Nerven¬
erregung.
Nur in einer Beziehung schien dennoch das Bewusstsein
gegenüber dem Bewusstseinsinhalt, den Empfindungen frei¬
schaltend thätig: die Schätzung der Empfindungsunterschiede.
Mag jede Empfindung und Empfindungsänderung auch phy¬
sisch bedingter Bewusstseinsinhalt sein; die Beurteilung, wie
weit die Empfindungen voneinander abliegen, ob die Di¬
stanzen gleich sind oder nicht, das kann unmöglich selbst
wieder Bewusstseinsinhalt sein, das ist Funktion des Bewusst¬
seins. Wer, wie unsere Theorie es will, das Bewusstsein
ohne aktive Leistung auf die passive Wahrnehmung des ge¬
botenen Inhaltes beschränkt, der hat in der That die Pflicht,
sich darüber auszusprechen, wie denn nun die Unterschieds¬
messung zwischen verschiedenen Empfindungen möglich
sein soll.
Die dargestellten Experimente über Vergleichung von
Reizpaaren in disparaten Sinnesgebieten haben nun ein ent¬
scheidendes Wort gesprochen. Sie lehrten, dass solche, bis¬
her nie versuchte Vergleichung in exaktester Weise möglich
ist. Wir haben hier nicht zu resümieren, was diese Ver¬
gleichung uns alles leistet und was sie versprach, nur das
ist uns hier entscheidend, dass sie zu energischem Bruch mit
der üblichen Auffassung führen musste, denn unmöglich können
wir glauben, zwei gleiche Empfindungsdifferenzen vor uns zu
haben, wenn wir den Unterschied zweier Lichtstärken dem
Unterschied zweier Schallstärken gleich empfanden. Wir
mussten vielmehr einsehen, dass der Unterschied zwischen
den Empfindungen selbst hier nicht in Frage kommen kann,
da sonst ein Lichtempfindungsunterschied stets nur gleich
einem Lichtempfindungsunterschied sein könnte, dass viel¬
mehr ein anderer Faktor hinzutreten muss, der den Ueber-
gang von einer Empfindung zur anderen bei beiden Reiz¬
paaren in gleicher Weise begleitet.
Eine grosse Reihe konvergierender Thatsachen bewies