Vortrag des Lysias.
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VIII. Erfindung* der Enharmonik.
Vom Olympus nehmen die Musiker an, wie Aristoxenus sagt, dass
er der Erfinder des enharmonisclien Tongeschlechtes sei, denn vor ihm
seien alle Compositionen diatonische oder chromatische gewesen. Sie
denken sich, dass diese Erfindung folgendermassen vor sich gegangen
sei. Als Olympus sich im diatonischen Tongeschlechte bewegte
Ilypate Parhypätc Lichanos Mese Paramese Trite Parauete Nete
e f g a h c d e
und die Melodie öfters nach der diatonischen Parhypate f hinführte,
bald von der Paramese h aus, bald von der Mese a und dabei die
diatonische Lichanos g unberührt liess,
da merkte er die Schönheit des Ethos, und indem er die nach dieser
Analogie aufgestellte Tonleiter bewunderte und sich an eignete, compo-
nirte er in derselben Melodien dorischer Tonart. Er habe nämlich
weder die der Diatonik, noch die der Chromatik eigenthümlichen Töne
berührt, noch auch die der (späteren) Enharmonik. Das seien nun
die Anfänge der enharmonischen Compositionen. Denn sie stellen als
den Anfang der enharmonischen Compositionen die Opferspende-Melo¬
die hin, in welcher keine der Tetrachordeintheilungen die den drei
c Tongeschlechtern eigenthümlichen Töne darbietet. Das enharmonische
Pyknon neben der Mese, dessen man sich jetzt bedient
Synemmenon
a) » ®
s h (2
É3
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/ 9
a ô b (c)
Pyknon
d
scheint nicht von dem genannten. Componisten herzurühren. Es lässt
sich das leichter einsehen, wenn man einen Auleten nach archaischer
Weise vortragen hört, denn ein solcher verlangt, dass auch das auf die
Mese folgende Halb ton intervall a b ein unzusammengesetztes sei (kein
zusammengesetztes a 8 b). Solcher Art seien nun die Anfänge der en¬
harmonischen Compositionen. Später aber sei das Halbtonintervall
(durch den in der Mitte angenommenen Viertelton 8) zertheilt, sowohl
in den Lydischen wie in den Phrygischen Compositionen. Olympus