Die Textes - Ueberliefenmg.
Das kleine Büchlein des Plutarch über Geschichte der alten
musischen Kunst, dem man in einer Sammlung der alten Musiker
schwerlich die erste Stelle wird versagen können, ist ein gar merk¬
würdiges und in seiner Art einziges Denkmal der alten Literatur, —
merkwürdig durch die ungemeine Ergiebigkeit des stofflichen Inhalts,
die um so höher anzuschlagen ist, als die übrige auf uns gekommene
musikalische Literatur der Alten von dem, was uns auf diesem, Gebiete
wirklich wissenswerth erscheint, verhältnissmässig nur sehr wenig dar¬
bietet; — merkwürdig ferner durch seinen Ursprung: denn obwohl von
Plutarch zusammengestellt, enthält das Büchlein in allen seinen er¬
giebigen Partien nur Excerpte aus Aristoxenus, Heraclides Ponticus und
einigen anderen Musikern der früheren Zeit, so dass wir hier trotz eines
auf dem Titel genannten Schriftstellers der Kaiserzeit dennoch die nur
selten mit fremdartigen Elementen versetzten Worte von Schriftstellern
aus der Zeit des Plato und Aristoteles vor uns haben; — merkwürdig
auch endlich durch die eigentümliche Art der Textes -Ueberliefenmg:
denn wir werden wohl nur wenig analoge Beispiele in der alten Lite¬
ratur nachweisen können, in denen in dem Maasse wie bei Plutarchs
Büchlein über die Musik die so zahlreichen Corruptelen der Hand¬
schriften auf dem Wege der Conjecturalkritik sich heilen lassen. Diese
höchst interessanten kritischen Fragen sollen hier zunächst besprochen
werden.
Es hat wohl Niemand, der sich auch nur einigermaassen mit dem
Buche beschäftigt hat, beim Durchlesen der Partie vom 32—35 Capitel
seinen Unmuth bemeisteren können. Fast in jedem Satze ist etwas Wis¬
senswertes und Interessantes enthalten, aber will der Leser die einzelnen