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einen mit 10250 kg belasteten Stempel geprefst und dadurch einem
Drucke von etwa 50 Atmosphären ausgesetzt wird. Von hier aus geht
eine Hochdruck-Röhrenleitung durch das Gebäude, um dieses Wasser
zur Arbeitsleistung einerseits auf die Bühne, zur Hebung der Ver¬
senkung und Bewegung der sogenannten Flugbahnen, und weiter zur
grofsen Kuppel zu befördern, wo es die Kuppel selbst um ihre Achse
zu drehen, den Spaltverschlufs zu öffnen und zu schliefsen und endlich
das grofse Podium unter dem Instrumente zu heben hat.
Auch die gewöhnliche Wasserleitung hat bei uns gelegentlich
aufserordentlichen Zwecken zu dienen. Sie ist bis zur Hauptuhr des
eigenartigen und ganz vorzüglich funktionirenden Uhrensystems von
Mayrhofer geführt, welches jetzt zur Versorgung von gröfseren einzelnen
oder von kleineren zusammenhängenden Gebäuden innerhalb der Stadt
Berlin und mehrerer anderer deutschen und ausländischen Städte mit
stets genauer Zeit eingeführt werden wird. Die Urania hat ein solches
System in ihren Räumen im kleinen Umfange eingeführt. Die Haupt¬
uhr des Systems, welche durch die früher schon erwähnte elek¬
trische Verbindung mit der königl. Sternwarte stets mit der richtigen
Zeit versorgt wird (die wir im übrigen auch mit unseren eigenen
Instrumenten direkt vom Himmel ablesen können) macht jede Stunde
einmal einen elektrischen Kontakt, durch welchen ein Gewicht aus¬
gelöst wird. Dieses öffnet einen Wasserleitungshahn, worauf das
Wasser eine sogenannte Streupumpe durchströmt und aus einem
Röhrensysteme die Luft pumpt. Diese Luftröhren verbinden die Haupt¬
uhr mit etwa einem Dutzend Nebenuhren, welche in den verschiedenen
Arbeitsräumen aufgestellt sind und dadurch mit Hülfe einer ingeniösen
Vorrichtung bis auf wenige Sekunden richtig gestellt und aufgezogen
werden. Auch die Hauptuhr wird automatisch durch die Kraft des
gewöhnlichen Leitungswassers aufgezogen, so dafs man das ganze
System jahraus jahrein völlig unbeaufsichtigt und unberührt lassen
darf, vorausgesetzt nur, dafs die Hauptuhr mit richtiger Zeit versorgt
bleibt, was schliefslich auch völlig automatisch unter Benutzung des
Telephon-Netzes geschehen soll.
Das Röhren- und Drahtsystem, welches den organischen Körper
der Urania durchzieht, setzt sich demnach aus folgenden Leitungen
zusammen: 1. Die Heizgasleitung zur Speisung des Motors und der
Gasöfen, mit denen verschiedene kleinere Arbeits- resp. Wohnräume
geheizt werden; 2. die Leuchtgasleitung, welche Gas gewissen physi¬
kalischen Apparaten zuführt; 3. die gewöhnliche Wasserleitung und
ihre Rückleitung des abgehenden Wassers: 4. die Hochdruckwasser-