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Akustik.
der Zusammenstoss, sondern ein über alle Vorstellungen schneller,
heftiger, dennoch aber durchaus unfühlbarer zweifacher Sturm von
Strahlen oder Wellen statt.
Nicht leicht vermag die Einbildungskraft diese unsichtbaren,
unmerklichen Stürme der Schall- und Luftwellen, theils mit sich
selbst, theils unter einander, in jedem einzelnen Punkte des Rau¬
mes, in dem wir uns bewegen, zu fassen. In diesem unbe¬
merkten, fast wunderbaren Naturvorgang, den, soviel mir bewusst
ist, die Physiker bis jetzt nicht in dem gebührenden Umfang
darstellten, liegt ein schlagender, thatsächlicher Beweis, dass die
Luft- und Schallwellen sich wirklich durch die Kreuzung gegen¬
seitig in ihrem Lauf nicht stören. Störte sie die Kreuzung, so
würden die Schälle und sichtbaren Gegenstände schwankend und
verworren erscheinen müssen.
Es würde mich jedoch nicht wundern, wenn gewisse kühne
Genien, wie solche von Zeit zu Zeit auftauchen, die mannichfal-
tigen Eigenschaften des Klanges und des Tones anderswo, höher,
selbst weit über das schlichte Erfalirungsmässige hinausgehend,
suchen wollten.
Der Aether, dessen Dasein zum Dogma im Credo der heu¬
tigen Physik geworden und der stark andieCartesianisclie Matière
subtile erinnert, dient jetzt, unter Annahme überaus schneller
Schwingungen zur Erklärung des Lichtes, dann auch der strah¬
lenden Wärme, der Elektricität, des Magnetismus u. s. w. Schon
früher versuchte der Berliner Akademiker P. Prévost (aus
Genf) in seinem Werke: De l’origine des forces magnétiques
(Genève et Paris, 1788) die Gravitation durch den Aether zu
erklären, indem er ihn, statt ihn als im Raume stillstehend zu
denken, zwar nicht, wie Cartesius, wirbeln, sondern in allen Rich¬
tungen mit ungeheuerer Schnelligkeit sich bewegen liess. Noch
weiter geht J. W. Schmitz in seinem Werke: „Die Ursache aller
Bewegungen der Natur“ (Berlin, 1830), worin „physisch und
mathematisch nachgewiesen“ sein soll, dass alle Bewegung von
dem belebten, selbst auch denkenden Wärmestoff ausgehe.
Inwiefern dies eine sich neu gestaltende Auferstehung der von
Kant zu Grabe getragenen Leibnitz’schen Monaden ist, überlasse
ich Anderen zu beurtheilen.
Werden aber dergleichen mächtige, nicht weiter an sich zu
erklärende Urkräfte in der Natur angenommen, so entsteht die