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Akustik.
Zählung der Luftsehwingungen. Einzelne Schwingungen
können daher nur augenblickliche, kleine Stösse oder Knalle, aber
keine vollen Schälle, keinen musikalischen Ton bilden. Schon
längst also waren die Akustiker bemüht die Zahl der Schwin¬
gungen zu bestimmen, welche in der Zeit einer Secunde
nöthig sind, um den möglich tiefsten Ton hören zu lassen. Ist
nämlich diese Zahl für den ersten Grundton der gesammten
akustischen Tonleiter (Diapason) bekannt, so kann inan sie
leicht für die höheren Töne berechnen. So weiss man jetzt mit
grosser Genauigkeit, wie viel Schwingungen zur Hervorbringung
eines beliebigen Tones gehören, oder wie viel Schwingungen in
einem gegebenen Ton enthalten sind.
Dies erweist sich von grosser Wichtigkeit in der Musik, der
in mancher Beziehung daran gelegen ist, dass alle Tonwerk¬
zeuge, welche, wie namentlich die Tasten-Instrumente eine be¬
stimmte Tonhöhe besitzen, auch auf gleiche Tonhöhe gestimmt
werden. So lese ich in einer Zeitschrift (März, 1859):
„Paris. Die aus Musikern bestehende Commission, welche damit beauf¬
tragt war, auf Mittel zu sinnen, um in allen musikalischen Instituten Frank¬
reichs eine gleiehmässige Stimmung herzustellen, hat dem Staats - Minister
unterm 1. Februar (1859) ihren Bericht eingesandt. Dieses Schriftstück füllt
nahe an sechs Spalten des Moniteur. Mit Zugrundelegung der darin ausge¬
sprochenen Ansichten hat der Minister die Einführung einer Normal-Stimm¬
gabel verfügt, bei welcher für das stimmangebende A, 870 Schwingungen
auf die Secunde kommen. Das mustergültige Exemplar dieses Instruments
findet seinen Platz im Kaiserlichen Conservatorium der Musik und Deklama¬
tion. Jede vom Staate autorisirte musikalische Anstalt muss mit einer sol¬
chen Stimmgabel versehen sein. Die Anwendung des diapason normal
tritt in Paris mit dem L. Juli und in den Departements mit dem 1. December
in Kraft.“
In dem nächsten Abschnitt : über den Ton, kommen wir
auf die Zahlen der Schwingungen überhaupt zurück.
Einfache und Doppeisehwingungen der Luft. Die frü¬
heren Akustiker betrachteten die einmalige Zusammendrückung
der Luft und ihre Wiederausdehnung, sowie den ganzen von
der Scheibe des Pendels hin und her beschriebenen Bogen, als
nur Eine Schwingung. Jetzt wird eine solche Schwingung,
nicht bloss beim Pendel, sondern auch bei der Luft als eine
doppelte, als zwei gezählt. Zur Verhütung von Missverständnis¬
sen können, wie manche namhafte Schriftsteller es auch thun