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Enharmonische Instrumente.
d. XVII. Jahrh. [Cembalo omnisono)v), Robert Smith (um 1750)
»Harpsichord«1 2), und noch wenige Andere.
Schon die geringe Zahl solcher Versuche und die noch geringere
Verbreitung derselben beweist zu Genüge, dass man die Erfolglosig¬
keit bald eingesehen hat, die Musik hinsichtlich ihrer praktischen Aus¬
übung auf diesem Wege von aller Unreinheit zu befreien, denn schon
der Umstand, dass diese Versuche mit clavierartigen Instrumenten,
also mit der gespannten Saite, dargestellt wurden, und die dadurch
bedingte Unmöglichkeit einer stabilen Stimmung überhaupt und ins¬
besondere der Erhaltung so subtiler Tonunterschiede, wie solche
zwischen enharmonischen Ausdrücken bestehen, musste, abgesehen
von den technischen Complicationen, zu dieser Einsicht führen.
Durch das Auftreten der in ihrem Siegesläufe unaufhaltsamen gleich¬
schwebenden Temperatur wurden weitere Purificationsexperimente
durch geraume Zeit zum Stillstände gebracht.
Nichtsdestoweniger fehlte es doch auch seither zeitweilig nicht
an Solchen, die sich mit der Lösung des Problems vom Neuen be¬
fassten, wiewohl sie zugeben, dass mit clavierartigen Instrumenten
nichts zu machen sei, wie denn der begeisterte Kritiker des neuestens
von Dr. Tanaka construirten »Enharmoniums«, H. v. Arnold (Leipz.
Musik-Ztg. 1890, Nr. 20) schliesslich zu dem ebenso überraschenden
als bezeichnenden, im Grunde aber sehr vernünftigen und ehrlichen
Geständnisse gelangt, »dass das gewöhnliche — d. h. zwölf Halb¬
töne innerhalb der Octave enthaltende, nach der gleichschwebenden
Temperatur gestimmte — Clavier selbstverständlich das bevorzugte
Tasteninstrument (wenigstens noch für geraume Zeit3) verbleiben
werde und verbleiben müsse.
Was zur Wiederaufnahme derartiger Bestrebungen vielleicht den
eigentlich bestimmenden Anreiz gegeben haben dürfte, ist die freie,
d. h. eine durchschwingende Zunge ohne Schallkörper, die
sich vermöge ihres Vorzuges, ein nahezu un verstimmbares Tonorgan
zu sein, zu solchen Versuchen in ganz vorzüglicher Weise eignet;
denn die sorgfältig gearbeitete, wiederholt durchgestimmte und unter
1) 5 Tastenreihen, 31 Töne in der Octave.
~) 24 Töne, 12 Tasten, 6 Transpositionshebel.
3) Voraussichtlich mindestens so lang, bis die jetzige Clavierliteratur
seit Bach allen Werth verloren haben wird, und von da ab keine Clavier-
sachen mehr geschrieben werden, sondern nur Stücke für Enharmoniums.