Die Tonarten und Tongeschlechter der Griechen. 167
als Ausschnitte aus der in folgende Tonhöhen transponirten Normal¬
tonreihe und zwar:
Aeolisch
aus
d- molk
Mixolydisch
»
c- »
Lydisch
»
h- »
Phrygisch
»
a- »
Dorisch
»
9- »
Hypolydisch
»
fis- »
Ionisch
»
e- »
Aber auch die übrigen chromatischen Tonstufen cis, b, as, f
und es benützten sie zur Transposition und benannten die auf diese
Weise entstandenen Tonarten als die »tieferen« der halbtönig höheren
gleichnamigen Tonarten, und so entstand aus der m-moll-Reihe ein
»tieferes Aeolisch«, aus jener in £-moll ein »tieferes Lydisch«, aus as,
f und es-moll ein »tieferes Phrygisch«, Hypolydisch und Ionisch.
Die Frage, ob diese tieferen Tonarten praktisch geübt wurden,
was genaue Tonmasse zur Voraussetzung gehabt hätte, oder ob sie
blos theoretische Gebilde waren, hat wohl mehr Interesse für den
Historiker als für den Akustiker.
Mochten sie aber in ihren Flöten auch solche Tonmasse gehabt
haben, so waren sie wohl kaum geeignet, die subtilen enharmonischen
Unterschiede zwischen chromatisch erhöhten und vertieften Tönen
praktisch darzustellen, ihre chromatische Tonreihe war also, genau
wie die heutige, eine temperirte, in welcher eis und des, dis und es
u. s. w. in einen Klang zusammenfielen.
Aber auch ihrer Saiteninstrumente wegen mussten die Griechen
ihre sämmtlichen Tonarten in einer und derselben oder in einer da¬
von nur um äusserst Weniges differirenden Tonlage zur Ausübung
bringen.
Diese ihre Instrumente, Lyra und Kithara, hatten nicht mehr
als acht Saiten, deren Tonhöhen nur durch Spannung, nicht aber
durch Verkürzung mittels Griffen abgeändert werden konnten.
Würden nun die Tonarten in den ihnen nach den Octaven-
gattungen zukommenden Tonhöhen ausgeführt worden sein, so wären
dazu Instrumente verschiedener Grösse nothwendig gewesen, da auf
einem und demselben Instrumente Unterschiede von acht Tönen durch