Die Klangfarbe.
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Wir wollen nun diese drei Componenten der Klangfarbe: die
Verbindungen einfacher Töne, den Antheil des. Stoffes und die be¬
gleitenden Geräusche, einzeln betrachten.
Zuvor aber müssen wir noch vom physikalischen Gesichtspunkte
zwei Begriffe feststellen, die uns Musikern zwar geläufig sind, aber
von uns in einem anderen Sinne aufgefasst werden.
Für den Musiker umfasst der Begriff Ton gemeinhin nur das¬
jenige , was allen musikalischen Klängen an, ich möchte sagen,
äusseren Merkmalen gemeinsam ist, wie: Höhe, Tiefe, Stärke,
Schwäche. Er spricht also von hohen oder tiefen, starken oder
schwachen Tönen, gleichviel welcher Quelle sie entspringen, zugleich
gebraucht er das Wort auch zur Bezeichnung von Intervallen und
spricht demnach von ganzen, von halben Tönen.
Unter Klang dagegen begreift er jenes specifische Merkmal,
vermöge dessen er bei Klängen von gleichen Tonhöhen die ver¬
schiedenen Quellen nach ihrer Eigenart erkennt und unterscheidet,
welchen diese Klänge entstammen.
Zwar werden diese Begriffe häufig bald vermischt, bald ver¬
wechselt; allein, wenn der eine Musiker auch vom charakteristischen
Tone irgend eines Instrumentes, der andere aber von dem Klange
einer hohen Stimme spricht, so wissen doch beide genau, was sie
damit sagen wollen. Ob aber dasjenige, was er bald Ton bald Klang
nennt, das Product einfacher oder zusammengesetzter Schwingungen
ist, darnach zu fragen gibt seine Kunst dem Musiker keine eigent¬
liche Veranlassung, es wäre denn, dass er, gleich Ihnen, meine jungen
Freunde, das Bedürfniss fühlt, ihr auch von wissenschaftlicher Seite
näher zu treten.
Genauer als der Musiker muss der Akustiker die Begriffe Klang
und Ton fassen und sie schärfer trennen. In den folgenden Betrachtungen
werden wir demnach mit dem Begriffe Klang stets die Vorstellung
einer aus mehreren Theiltönen zusammengesetzten, mit jenem des
Tones aber die einer einfachen Gehörsempfindung zu verbinden
haben. Dieser Auffassung gemäss lässt sich der Klang in einzelne
Töne, deren jedem eine bestimmte Schwingungszahl zukommt, zer¬
legen, während der Ton selbst nicht weiter zerlegt werden kann. —
Gehen wir nunmehr an unsere Betrachtungen.
Unsere bisherigen Untersuchungen haben uns gelehrt, dass keine
der bekannten, zu musikalischer Verwendung geeigneten Tonquellen