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Luftsäulen.
28. Vortrag.
(Luftsäulen. Fortsetzung. — Pfeifen. — Mensur. — Flöte.)
Unsere, am Schlüsse des vorigen Vortrages durchgeführten
Versuche haben in einer jeden Zweifel ausschliessenden Weise dar-
gethan, dass die Dichtigkeit in den Bäuchen tönender Luftsäulen
jener der äusseren Luft gleich ist. Hieraus darf man den Schluss
ziehen, dass die eingeleiteten Schwingungen auch dann unverändert
fortbestehen werden, wenn wir an der Stelle eines Bauches
in der Seitenwand eine Oeffnung anbringen, nachdem zum
Austausche der in- und ausserhalb der Röhre befindlichen
Luft in Folge ihrer gleichen Dichtigkeit der Anlass fehlt.
Dagegen würde der Bestand der Schwingung sofort ge¬
stört werden, wenn wir diese Oeffnung an einer Knoten¬
stelle anbrächten, denn in dem Momente, wo die Ver¬
dichtung hier eintreten wollte, würde ein Ausströmen
dieser dichteren Rohrluft in die minder dichtere äussere
Luft nothwendig erfolgen, dagegen im Momente der
grössten Verdünnung die äussere Luft, deren Dichtigkeit
in diesem Augenblicke grösser ist, das Uebergewicht übel'
die Rohrluft an dieser Stelle erlangen und demzufolge bei
der Oeffnung in die Röhre eintreten. — Der Versuch, den
wir mit einer offenen Pfeife jetzt vornehmen wollen, die
an den Knotenstellen ihres Grundtones, sowie des- fol¬
genden Obertones, also im ersten, zweiten und dritten Viert-
theile mit verschliessbaren Löchern versehen ist (Fig. 188),
Fig. 188. wird uns die Richtigkeit unseres Raisonnements beweisen.
Lassen wir die Pfeife im Grundtone erklingen und öffnen
wir den mittleren Verschluss, so springt der Grundton sofort in die
Octave über, während derselbe bei Oeffnung des unteren oder
oberen Verschlusses nicht alterirt wird. Ueberblasen wir die Pfeife
in die Octave und öffnen den mittleren Verschluss, so entsteht keine
Veränderung der Tonhöhe, ein Beweis, dass die Octave an dieser
Stelle keine Knotenfläche hat. Oeffnen wir aber während der Ueber-
blasung den oberen oder unteren Verschluss, so kann die Octave
nicht zustande kommen, da sie hier ihre Knotenflächen hat, wohl
aber die Duodecime, deren Bäuche hier liegen. Der Bestand der