Saiten. — Theiltöne.
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Saite ebenfalls eignet, Theilschwingungen zu vollführen, und welche
Folgen sich daraus ergeben.
Grenzen wir versuchsweise die Saite in ihrer Mitte ab. Jedoch
anstatt unseren beweglichen Steg auf Nr. 100 der Centimeterscala
einzustellen, wollen wir die Saite an diesem Punkte leise, sei es
mit dem Finger, mit einem Stückchen weichen Filzes, mit einem
Federbart, oder mit einem Filzstäbchen berühren und zugleich in
Schwingung versetzen. Aus der Höhe des, durch dieses Verfahren
hervorgerufenen Tones erkennen wir in ihm sofort die Octave des
Grundtones; wir hören, dass die Klangfarbe eine verschiedene ist
von jener, welche dieser Ton hatte, als er durch die feste Abgrenzung
mittels des Steges erzeugt wurde; wir sehen, dass sich an der Be¬
rührungsstelle ein eben solcher Punkt absoluter Bewegungslosigkeit
bildet, wie an den beiden Enden, wo die Saite aufliegt, was sich
mittels sogenannter Reiter (etwa vier Centimeter langer, in der Mitte
umgebogener, schmaler Papierstreifchen) sofort nach weisen lässt, die auf
dem Knotenpunkte ruhig verharren, während sie an jeder anderen
Stelle abgeworfen werden.
Wir sehen weiters, dass die grösste Elongation (Ausbiegung)
in beiden Vierteln der ganzen Saite, nämlich bei 50 und 150 unserer
Monochordtheilung stattfindet; wir können endlich, ist nur die Saite
hinreichend lang und schwer, um ebenso langsame Oscillationen
auszuführen, wie unsere Drahtspirale — ebenso wie bei dieser beob¬
achten, dass die beiden Hälften unserer Saiten in entgegengesetzter
Richtung schwingen, und wir sind nun vollkommen in der Lage,
das Phänomen dahin zu erklären, dass sich die Saite in zwei gleiche
stehende Wellen zerlegt hat, was sich übrigens an der übersponnenen
Saite unseres Monochordes, allerdings bei scharfer Aufmerksamkeit,
recht wohl beobachten lässt.
Wir wollen nun die Resultate, die wir auf dem Wege der
natürlichen Zerlegung der Schwingung unserer Saite in Theilschwin-
gungen finden werden, durch Notenzeichen und entsprechende Zahlen
im Auge behalten.
Bezeichnen wir den Grundton, als den ersten Ton, mit 1 und
die folgenden mit ihren Ordnungszahlen, so werden wir j^~ 7 j
1 setzen.