Objective Schallstärke.
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den Mängeln, die in dieser Hinsicht ihre Form mit sich bringt,
nicht auf andere Weise zu Hilfe gekommen würde, wodurch sie zu
den wichtigsten und vorzüglichsten Tonquellen werden, die in der
Instrumentalmusik unbestritten den führenden Rang einnehmen.
Es sind dies die fadenförmigen, durch Spannung elastischen
Körper, die man gemeinhin Saiten nennt. Es gehören aber nicht
minder auch alle anderen durch innere
Steifigkeit elastischen Körper hieher, die
der vorgedachten Hilfe umsomehr bedürfen,
je mehr sie sich der Fadenform nähern,
d. h. je mehr ihre Gestalt an Oberfläche
einbüsst und an Länge zunimmt, so Stäbe,
Zungen, Stimmgabeln, Maultrommeln,
Ringe u. dgl.
Diese an der Zimmerdecke vermittels
zweier Schnüre und eines eisernen Quer¬
stückes befestigte, durch ein Gewicht ge¬
spannte, frei herabhängende Metallsaite
(Fig. 72) liefert Ihnen ein Beispiel des
Gesagten. Versetzen wir sie durch einen
noch so starken Bogenstrich oder An¬
schlag, oder durch Zerrung in Schwingung,
so werden Sie doch kaum einen Ton
hören. Der Grund beruht sowohl in diesem
wie in jedem anderen ähnlichen Falle darin,
dass der Körper eine zu kleine Oberfläche
hat, die Menge der Lufttheilchen, die er
durch seine Bewegung trifft, mithin eine
zu geringe ist, um intensivere Verdichtungs¬
sphären zu erzeugen und dadurch kräftige
Impulse auf unser Gehör auszuüben.
Wenn wir aber Mittel an wenden, um die Schwingungen dieser
Körper auf grössere Flächen zu übertragen, die geeignet sind, die
gleichen Schwingungen zu vollführen und dadurch ausgebreiteteren
Partien der Luft die empfangenen Impulse mitzutheilen, so werden
kräftige Schallwirkungen das Resultat sein, wie wir uns sofort über¬
zeugen können, wenn wir unsere Resonanzplatte (Fig. 64) mit einem
der Befestigungspunkte unserer Saite in Berührung bringen.
Fig. 72.