Unterschiede der musikalischen Klangfarben
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Bereits bei den Lippenpfeifen und Holzblasinstrumenten wurde
erwähnt, daß enge Röhren wie dünne Saiten für die Bildung von
Teilschwingungen äußerst günstig sind. Sehr eng mensurierte
Röhren liefern aber nicht mehr den Grundton und nur schwer die
unteren Partialtöne. Deshalb ist bei den Blechblasinstrumenten
der Grundton, wenn überhaupt, dann nur von sehr geübten Bläsern
oder durch besondere Kunstgriffe hervorzubringen. Um Obertörte
zu erhalten, die näher aneinander und in dem gewünschten Ton¬
bereich liegen, muß der Grundton sehr tief und somit das kegel¬
förmige Rohr sehr lang gewählt werden; so hat z. B. das Waldhorn
eine Länge von etwa acht Metern, und die Baßtuba sogar eine solche
von über zehn Metern. Wegen der großen Länge sieht man von
der bei Holzblasinstrumenten üblichen geraden Gestalt des Rohres
ab und windet das Rohr mehrfach.
Mit den Naturtönen begnügt man sich bei den sogenanntenNatur-
hörnern (Signal-, Post- und gewöhnliches Waldhorn) und
Naturtrompeten. Bei allen Blechblasinstrumenten des Orchesters
füllt man die Lücken der Naturtonskala durch Töne aus, die durch
Verlängern der Röhrenlänge und somit der Luftsäule möglich sind.
Diese Verlängerung geschieht bei den Trompeten, Hörnern und
Ventilposaunen durch Einschaltung von Nebenrohren (Seiten¬
rohren). Das Einschalten dieser Rohrstücke wird durch Ventile
besorgt, die gleichzeitig das Hauptrohr an der betreffenden Stelle
absperren und so die Welle zwingen, ihren Weg auch durch das
Nebenrohr zu nehmen. Durch die Verlängerung der Röhre vertieft
sich der Ton, und zwar vertieft man durch das oberste Ventil die
Grundstimmung um einen Ganzton, durch das zweite um einen
Halbton und durch das dritte um drei Halbtöne. Weitere Vertiefun¬
gen sind durch verschiedene Kombinationen der drei Ventile mög¬
lich, indem die Luftsäule um zwei oder drei Rohrstücke verlängert
wird. Bei der Zugposaune kann durch den u-förmigen Zug die
Länge der Röhre und somit die Tonhöhe verändert werden.
Durch stärkeres und gepreßteres Anblasen lassen sich bei allen
Blechblasinstrumenten die Töne etwas erhöhen („treiben“). Auch
ist eine Erniedrigung des Tones um etwa einen Halbton durch das
sogenannte Stopfen möglich, was einer teilweisen Dackung gleich-