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Wie unschuldig sich Rubinstein’s Pedalgebrauch bei Scalen neben
dem in diesem Largo fast durchaus angegebenen ausnimmt, kann sich bei
der weiten Verbreitung der Hallberger* Aus gäbe Jedermann leicht aber¬
zeugen.
Die bisherige Pedalbezeiehnung leidet noch an zwei
Fehlern:
1. Kann man schwer anzeigen, dass das Pedal gar
nicht gebraucht werden soll; Stellen aber, wo das Pedal¬
zeichen fehlt, betrachtet der Spieler als vogelfrei, wenn ihm
nicht etwa der Componist durch ein kategorisches: „sertza
Pedal“ in sein Gelüste energisch dreinfährt.
Wie lange aber hat wieder das „senza Pedal“ zu
gelten? Das lässt sich schwer bestimmen, sobald es der
Componist unterlässt, selbst den Bann aufzuheben, den er
auf das Treten gelegt hat. Umgekehrt lässt sich auch schwer
die längere Daner des Pedaltrittes anzeigen. Wohl kann der
Componist den längeren Pedalgebrauch durch die Bezeich¬
nung „sempre Pedal“ (immer Pedal) verlangen, doch weiss
auch hier der Spieler oft nicht, wie lange dieses sempre
zu gelten habe.
So ist es z. B. bei den Clavierspielern eine beständige Streit¬
frage, ob bei den Takten der letzten Zeile des ersten Satzes der
Fis-Moll-Phantasie, Op, 28 von Mendelssohn, das sempre Pedal
wirklich bis zum Schlosse gelten soll oder nicht. Die einen
meinen, das Pedal müsse bei dem zweiten Takte der Zeile ge¬
wechselt werden, weil dort ein neuer Accord erscheine.
Die anderen behaupten, man müsse das Pedal unerbittlich
bis ans Ende forthalten, weil gerade das nebelhafte Durcb-
einanderklingen sehr charakteristisch zum Abschluss des
balladenartigen Stückes passe. Wer hat Recht? Ich helfe mir
gerade in diesem Falle, wie ich glaube, ganz gut ans der Schlinge,
indem ich sowohl dem Componisten, als auch den Ohren gerecht
werde. — Nachdem die Linke oben fertig ist, gehe ich nämlich
noch während des Pedalgebrauches auf die Octav Fis Fis zurück,
drücke diese stumm nieder, lasse das Pedal dann aus, während
ich die stumm niedergedrückten Tasten weiter forthalte. Die
betreffende Stelle spiele ich mithin so: