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G. Stumpf.
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das uns momentan rein geschienen, war zn grofs (groise Terzen
ertragen bekanntlich Vergröfserung) und mufste infolgedessen
einen D1 liefern, der zwar hier nur ebensoviele Schwingungen
wie t von der richtigen Höhe ab wich, dafür aber zwei volle
Oktaven tiefer lag, also doch um den vierfachen Intervallbetrag"
erhöht war.
Da eine um 4 Schwingungen vergröfserte grofse Terz 480 :
604 bei Versuchen, die ausdrücklich zur Feststellung der Rein-
heitsschwelle unternommen waren, also bei besonders auf die
Reinheit konzentrierter Aufmerksamkeit, immer noch in einem
Drittel aller Fälle für rein gehalten wurde,1 da ferner eine Er¬
höhung um 5 Schwingungen genügt, um auch den D1 von 120
auf 125, d. h. von H auf His, steigen zu machen, so begreift man
vollkommen, wie leicht solche auffallend erhöhte Differenztöne
bei scheinbar reinen Intervallen entstehen können.
Auch bei den gewöhnlichen temperierten Sexten und Terzen
ist der tiefste D. T. fast genau um einen halben Ton zu hoch,
obschon die Intervalle für den gewöhnlichen Gebrauch als rein
gelten.
Hiernach bin ich überzeugt, dafs auch Meyers Intervalle bei
jenen Beobachtungen nicht vollkommen rein waren, dafs dagegen
der angeblich verstimmte D. T. durchaus rein war, d. h. genau
dem aus den Schwingungszahlen der P. T. zu berechnenden
Werte entsprach.
b) Messungsreihen bei verstimmten Quinten und
Quarten.
Krueoer beobachtete (in Verbindung mit Dr. Buch) bei der
reinen Quarte 256:341,3 den B1 = 85,3 in seiner berechneten
Höhe. Als er aber den höheren P. T. nach oben oder unten
verstimmte, verstimmte sich der D,, der sich rechnungsgemäfs
in gleicher Richtung um den gleichen Schwingungsbetrag ver¬
ändern mufste, nicht in dem zu erwartenden Mafse, sondern
weniger (E, 22). Dies brachte Krueger zuerst auf die Vermutung,
dafs ein H3 hieran Schuld sein möge, der sich rechnungsgemäfs
vom D1 abspaltet und nach der umgekehrten Richtung ver¬
ändert (z. B. bei h = 343 wird D1 = 87, Ds — 82). Er nahm an,
dafs der wahrgenommene D. T. (in unserem Beispiel ein zwischen
1 Zeitschr. f. Psychol. 18, 360 (auch in m. Beiträgen z. Akustik usw.,
II, 123) unter VII.