Die folgenden Untersuchungen betreffen im wesentlichen die
sogenannten subjektiven Kombinationstöne, d. h. solche, die durch
Anwendung von Resonatoren nicht oder nicht merklich verstärkt
werden. Sie treten auf, wenn die beiden Klangquellen nicht
durch einen gemeinsamen Windraum oder durch feste Über¬
leitungen verbunden sind. In diesem Falle sind besonders
empfindliche physikalische Einrichtungen nötig, um das Vorhanden¬
sein entsprechender Modifikationen der objektiven Schwingungen
nachzuweisen, während die Kombinationstöne im Ohre selbst
dabei recht kräftig auftreten können. Es müssen also im Kopfe
besondere Bedingungen für ihre Entstehung oder Verstärkung
vorhanden sein. Objektiv dagegen pflegt man die Kombinations¬
töne zu nennen, die durch Resonatoren merklich verstärkt werden.
Solche treten auf, wenn die erzeugenden Schallquellen durch
einen gemeinsamen Windraum oder durch feste Überleitungen
unter sich verbunden sind, vielleicht auch noch in anderen
Fällen.1 Natürlich sind die objektiven auch im Ohre vorhanden
und hörbar, wenn die Schwingungen stark genug erfolgen. Auch
fallen beide Klassen unter das nämliche allgemeine algebraische
Schema (unten I, 4). Aber die subjektiven sind eben nicht oder
nur minimal aufserhalb des Ohres vorhanden, und darum hat
man die Klassifikation eingeführt. Ist der Unterschied nur gra¬
duell, so ist er doch grofs genug. Und wird er einmal, wenn
1 Die Bedeutung fester, namentlich hölzerner, Verbindungen betont
L. Hermann, hebt aber auch hervor, dafs eine allgemeine physikalische
Theorie für die objektiven Kombinationstöne noch fehlt (Ann. d. Physik,
4. Folge, 25, S. 697 f. Pflügers Arch. f. d. gesamte Physiologie 122, S. 419 f.).
Verstärkung durch Berührung der Stimmgabelstiele hatte bereits E. Waetz-
mann beobachtet (Ann. d. Phys. 20, S. 843).
Stumpf, Beiträge V.
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