lieber das Erkennen von Intervallen und Accorden
bei sehr kurzer Dauer.
Von
C. Stümpf.
Verkürzung der Dauer von Toneindrücken kann in manchen
Beziehungen Beiträge liefern zur Lösung theoretischer Fragen.
Man hat sie zur Untersuchung der physiologischen Bedingungen
des Hörens, aber auch der psychologischen Vorgänge bei der
Tonwahrnehmung herangezogen. In letzterer Beziehung bleibt
allerdings immer zu bedenken, dafs die Kriterien, an die sich
der Beobachter im Nothfall wie an einen Strohhalm klammert,
nicht nothwendig dieselben sein müssen, die unter gewöhnlichen
Umständen die Hauptrolle spielen. Ein Merkmal kann wesent¬
lich sein, aber längere Zeit gebrauchen, um wirksam zu werden,
ein anderes ist vielleicht nur auxiliär, aber rascher zu erfassen.
Eben darum können aber solche Versuche dienen, Kriterien, die
unter gewöhnlichen Umständen in einer nicht genau erkennbaren
Weise blos mitwirken, isolirt zu beobachten und die Thatsache
und Richtung ihrer Wirksamkeit genauer festzustellen.
Die Aufgaben der Beobachter bei den bisherigen Versuchen
waren, soweit psychologische Fragen in Betracht kamen :
1. Schnellste Reaction auf Töne verschiedener Höhen, sobald
überhaupt ein Ton wahrgenommen oder sobald ein tiefer von
einem hohen vorher bekannten unterschieden worden war
(Auerbach und v. Kries, G. Martius), 2. Reaction nach Erkennung
von Dur- und Molldreiklängen (Tanzi), 3. Erkennen der absoluten
Tonhöhe (Abraham und Brühl), 4. Unterscheidung mehrerer
Töne und Bestimmung ihrer Reihenfolge und der durch sie
gebildeten Melodie bei schnellstem Wechsel (Abraham und
K. L. Schaefer); 5. Urtheil über Einheit oder Mehrheit der ge¬
hörten Töne bei Zweiklängen von verschiedenem Intervall
Stumpf, Beiträge IV. 1